Die Rolle der Metropole in der Weltgesellschaft

Ausgabe: 1994 | 1

Um die Jahrtausendwende dürfte es bereits zwischen 40 und 50 Städte mit mehr als 4 Mio. Einwohner geben (1950 waren es 4, 1985 bereits 28). Dann werden zum ersten Mal in der Geschichte mehr Menschen in urbanen Gebieten leben als auf dem Lande. 17 der 20 größten Städte werden in sogenannten Entwicklungsländern liegen. Der Großraum Mexiko City wird dann zwischen 25 und 30, Bombay zwischen 15 und 20 Millionen Menschen zählen.

Die Autoren dieses Sammelbandes sind sich darin einig, dass die Megastädte der nahen Zukunft immer mehr zu Kristallisationspunkten werden, "in denen nicht nur globaler Austausch betrieben wird, sondern an die sich auch die globale ,Kulturproduktion' in erster Linie richtet, während parallel dazu die Nationalstaaten durch die postindustrielle Entwicklung als politisch-wirtschaftliche Einheiten und als Träger kultureller Eigenheiten zunehmend an Bedeutung verlieren" . 'In den einzelnen Beiträgen werden oft recht unterschiedliche Gründe und Verlaufsformen des Bevölkerungs-, Flächen- und Wirtschaftswachstums siichtbar. Die meisten Indikatoren deuten aber auf eine weitere Beschleunigung der räumlich-hierarchischen Zentralisierung im Weltmaßstab hin. Ob den damit einhergehenden vielfältigen Problemen angemessen begegnet werden kann, ist - so die Herausgeber - eine der großen Fragen der Zukunft, denn "möglicherweise orientieren sich die stadtbezogenen Politiken im Fall der meisten Megastädte ... zum einen vorrangig an den Bedürfnissen der konsum- und kulturorientierten Oberschichten, zum anderen an den Interessen der ökonomischen Wachstumsbranchen".

Weitere Aufsätze beschäftigen sich mit dem Entwicklungsprozeß einer Megastadt am Beispiel Bombays, wobei entschieden der Abbau großstädtischer Hegemoniesteilung gefordert wird. Die Globalisierung der Großstadtkultur im Vergleich zwischen New York und Mexiko-Stadt wird ebenso analysiert wie spezifische Aspekte der Metropolen Nairobi, Kairo, Shanghai und Bangkok. Offen bleibt, ob in den riesigen Agglomerationen für die städtischen Massen noch von Lebensqualität gesprochen werden kann. An anderer Stelle (vgl. dazu PZ 1/93 * 41) wurde auch die Frage nach einer kritischen Größe thematisiert.

A.A.

Megastädte. Zur Rolle von Metropolen in der Weltgesellschaft. Hrsg. v. Peter Feldbauer ... Wien (u.a.): Böhlau, 1993. 264 S. (Beiträge zur Historischen Sozialkunde: Beiheft; 2) DM 51, - / sFr 43,30/ ÖS 398