
Ein Beispiel für eine Initiative, die von unten, aus der Zivilgesellschaft heraus entstanden ist, sind urbane Gärten, auch Gemeinschaftsgärten genannt. Es sind Gärten in der Stadt, gemeinschaftlich initiiert, angelegt, gepflegt, bepflanzt und beerntet. „Seit mehr als zwanzig Jahren werden sie von Stadtbewohner*innen ins Leben gerufen, denen etwas in ihrem Leben fehlt“, schreiben Andrea Baier, Christa Müller und Karin Werner, die Herausgeberinnen des Bandes „Unterwegs in die Stadt der Zukunft“ (S. 104). Von Menschen, die mit der Stadt als autogerechte Einkaufsmeile nicht einverstanden sind, die den Strand unter dem Pflaster suchen und diese Vision ganz pragmatisch als Gärten inmitten von Straßen und Häuserzeilen, von Asphalt und Beton Realität werden lassen. Urbane Gärten waren angetreten, „die Stadt grundlegend zu verändern“ (S. 71). Heute gilt: „Urbane Gärten sind in der Stadt angekommen. Es gibt immer mehr von Ihnen. Sie sind sichtbar, selbstbewusst und inzwischen enorm vielfältig. Sie sind eine Herausforderung für kommunale Politik und Verwaltung, weil sie Unterstützung einfordern und bei der künftigen Entwicklung der Städte mitreden wollen“, (S. 69) schreiben die beiden Soziologinnen Andrea Baier und Christa Müller, die eine wissenschaftliche Mitarbeiterin der anstiftung in München, die andere deren Leiterin, und Karin Werner, Verlegerin bei transcript. Ihr Beitrag „Urbane Gärten zwischen Graswurzelbewegung und Klimakrisenpolitik“ ist der Auftakttext zu dem von ihnen herausgegebenen Buch. Es beschreibt „urbane Gärten als Orte der Transformation“, so der Untertitel, und stellt eine umfassende aktuelle Bestandsaufnahme zum Thema dar. Es ist ein wirklich umfassendes Werk geworden, 430 Seiten lang, mit beinahe zwanzig theoretischen und praktischen Texten zu vielfältigen Perspektiven urbanen Gärtnerns. Dabei geht es um Themen wie Gärtnern als Praxis des Sorgens, Kompost als Horizonterweiterung, urbane Waldgärten, solidarische Landwirtschaft, utopisches Gärtnern sowie um urbane Gärten als Orte von Empowerment, Nahrungssouveränität und Biodiversität in der Stadt. Zudem gibt es Einblicke in die Geschichte urbaner Gärten und in Gartenprojekte in anderen Ländern. Sichtbar werden soll dabei „das Potenzial urbaner Gärten, Antwort auch auf die großen Fragen geben zu können“ (S. 58). Das gelingt hervorragend.