Reduzierten wir unsere Welt mit ihren fünf Milliarden Menschen der Anschaulichkeit wegen auf ein Dorf mit hundert Familien, so besäßen sieben von ihnen sechzig Prozent des ganzen Dorfes und verbrauchten achtzig Prozent der verfügbaren Energie. Sechzig Familien müssten sich zehn Prozent des Dorfes als Wohnraum teilen; fünfundsechzig Familien könnten weder lesen noch schreiben, und siebzig Familien verfügten nicht über eigenes Trinkwasser; nur eine Familie hätte eine Universitätsausbildung erhalten. Das wirtschaftliche Gefälle, die zunehmende Belastung der Umwelt, kurz die Zuspitzung aller Probleme, mit denen sich die Menschheit konfrontiert sieht, erzeugt Angst, und diese wiederum erhöht die Bereitschaft zu aggressiven Reaktionen. Sieht man vom Golfkrieg ab, der vielleicht als der letzte "klassische" interstaatliche Krieg in die Geschichte eingehen wird, ist die Kriegsform der Gegenwart eine andere. Bürgerkriegsähnliche Unruhen, die sich über ein und mehrere Jahrzehnte ausdehnen, Terrorismus und der gewaltsame Versuch, Interessen durchzusetzen, haben in den letzten Jahren zugenommen und werden weiterhin zunehmen. Angesichts der internationalen Dimensionen ökologischer Probleme und ihrer Konsequenzen, die buchstäblich "alle Grenzen sprengen", muss die auf einer herkömmlichen Theorie der nationalen Souveränität aufbauende Doktrin der militärischen "Verteidigung" notwendigerweise versagen. Nach Einschätzung Bastians enthält das Buch nichts grundsätzlich Neues. Doch gelingt es ihm nicht, "mit der Resignation des Satten" über die Welt zu blicken. Es lohnt nach wie vor, diese Perspektive zu teilen. R. T
Bastian, Till: Die Quelle der künftigen Kriege. Hrsg. v. d. Internationalen Ärzten für die Verhütung des Atomkriegs. (lPPNW). Heidesheim, 1991. 85 S. (lPPNW Wiss. Reihe; 1) DM 10,- / sFr 8,50 / öS 78