Die neue Logik der Weltwirtschaft

Ausgabe: 1992 | 4

Schöne neue Wirtschaftswelt! Nach Ansicht des Verfassers bestimmen nicht die Konzerne, sondern die Konsumenten, was produziert wird. Die multinationalen Unternehmen seien im Grunde nichts weiter als Diener anspruchsvoller Kunden. Für die Manager bedeute dies, ihre Marketingstrategie vollkommen umzustellen und an einer globalen, dezentralisierten und verbraucherorientierten Wirtschaft auszurichten. Ohmaes Zauberwort heißt: Kundennutzen. Der Politik empfiehlt er eine wirtschaftspolitische Kehrtwende. Sie soll sich aus der Wirtschaftssteuerung völlig zurückziehen und nicht mehr regulierend eingreifen. weder mit Subventionen noch mit finanz- und währungspolitischen Instrumenten. Im freien Spiel der Kräfte entwickelt sich alles wie von selbst. Ohmae zelebriert das Lied von der freien Marktwirtschaft, als hätte es den Manchasterkapitalismus nie gegeben, als wären die ökologischen Katastrophen nicht existent. Der Begriff Umweltbewusstsein taucht nicht unerwartet nur einmal auf, während das Wort Wettbewerb mehr als dreißig Mal Verwendung findet. Der Verfasser nimmt offenbar auch nicht zur Kenntnis, dass mit einem ähnlichen Wirtschaftskonzept eben erst die Ära der „Reagonomics" desaströs zu Ende gegangen ist. Dabei stellt er selber fest, dass die extremen Wechselkursschwankungen mit all ihren volkswirtschaftlichen Gefahren erst durch die Deregulierung der Geldmärkte möglich geworden ist. So belief sich das Volumen des Devisenhandels im Jahr 1988 auf 600 Mrd. US-Dollar pro Tag! Im Übrigen auch ein Ergebnis der defizitären Haushaltspolitik in den Industriestaaten. E. H.

Ohmae, Kenichi: Die neue Logik der Weltwirtschaft. Zukunftsstrategien der internationalen Konzerne. Hamburg: Hoffmann und Campe, 1992. 352 S., DM 45,- / sFr 38, 15 / öS 351