Anne Applebaum

Die Achse der Autokraten

Ausgabe: 2025 | 3
Die Achse der Autokraten

Anne Applebaum legt mit „Die Achse der Autokraten“ eine beunruhigende Analyse der gegenwärtigen globalen politischen Landschaft vor. Statt Autokratien als isolierte Phänomene unter der Kontrolle einzelner „Bösewichte“ zu betrachten, argumentiert Applebaum, dass diese Regime durch gegenseitige Unterstützung und vielfältige Querverbindungen charakterisiert sind. Applebaum zählt eine Reihe von Staaten zu dieser Achse autokratischer Führer, darunter Russland, China, Iran, Nordkorea, Venezuela, Nicaragua und andere. Ein zentrales Merkmal dieser modernen Autokratien ist laut Applebaum ihr zynisches Auftreten. Sie scheinen kaum noch den Anspruch zu erheben, demokratische Fassaden aufrechtzuerhalten. Die größte Herausforderung von Autokraten sieht Applebaum dabei in der Existenz unabhängiger Gerichte, einer freien Presse und Bürger:innen mit Mitspracherecht. Diese Institutionen und Rechte stellen eine direkte Bedrohung für ihre Machtstrukturen dar, da sie Transparenz, Rechenschaftspflicht und die Möglichkeit des Widerstands bieten.

Den Einmarsch Russlands in die Ukraine betrachtet Applebaum dabei als die erste militärische Auseinandersetzung in einem umfassenderen Konflikt zwischen der Achse der Autokraten und der demokratischen Welt. Dieser Krieg wird somit nicht als isolierter regionaler Konflikt interpretiert, sondern als ein Symptom eines tieferliegenden globalen Systemwettbewerbs. Ein weiteres wichtiges Element in Applebaums Analyse ist die enge Verbindung zwischen Kleptokratie und Autokratie. Autokratische Systeme bieten oft den idealen Nährboden für Korruption und die Bereicherung einer kleinen Elite auf Kosten der Bevölkerung und staatlicher Ressourcen.

Der Kampf zwischen Demokratien und der Achse der Autokraten wird laut Applebaum auch online ausgetragen. Sie berichtet von Nachrichtenportalen, die Fake News oft erfolgreich verbreiten, um Demokratien zu unterminieren. Dieser Informationskrieg stellt eine erhebliche Herausforderung für demokratische Gesellschaften dar, die auf freie und verlässliche Information angewiesen sind.

Applebaum beschreibt konkret, wie sich die verschiedenen autokratischen Regime gegenseitig unterstützen können und verdeutlicht damit die vielfältigen Formen der Kooperation, die über ideologische Differenzen hinweg möglich sind und die Widerstandsfähigkeit autokratischer Systeme stärken. Die Autorin betont die aggressive Natur der Autokratien im Inneren ihrer Länder. Sie schildert eindrücklich, wie ein Regime mit den Mitteln der Justiz, der Polizei und staatlich kontrollierter Medien und sozialen Medien gegen Einzelpersonen vorgehen kann. Durch die Verbreitung einer bestimmten Geschichte über deren Leben und Überzeugungen, falsche Anschuldigungen von Verrat, Betrug oder Kriminalität und anschließende Verhaftung und Folter bleibt laut Applebaum immer etwas am Opfer haften. Entgegen der Analogie zum Kalten Krieg betont Applebaum, dass wir keine entsprechende Wiederauflage erleben. Die Gräben verlaufen nicht primär zwischen zwei großen Blöcken, sondern durch die einzelnen Länder hindurch. Im Kern gehe es um den Kampf gegen autokratische Verhaltensweisen, und zwar nicht nur in autoritär regierten Staaten, sondern auch in den USA. Diese Perspektive erweitert den Blickwinkel und verdeutlicht, dass die Bedrohung durch autokratische Tendenzen auch in etablierten Demokratien existiert.

Abschließend unterstreicht Applebaum die Notwendigkeit für Demokratien, die Herausforderungen im Informationskrieg ernst zu nehmen. Zudem müssten Demokratien die Abhängigkeit im Handel von Russland, China und anderen Autokratien reduzieren, um ihre eigene Widerstandsfähigkeit und Handlungsfähigkeit zu stärken.