Die Medien liefern uns regelmäßig Bilder von ausgedorrten, geplatzten Böden, von verdurstetem Vieh von Kindern mit vor Hunger aufgedunsenen Bäuchen: Die Wüsten seien weltweit im Vormarsch, heißt es - und da könne man zwar Not lindern, der Natur sei aber kein Einhalt zu gebieten. Das vorliegende Buch rückt mit einer Fülle an Material und detaillierten Analysen diesem pauschalen Vorurteil zu Leibe. 17 Autoren, größtenteils ausgewiesen durch langjährige Studien oder Projektbegleitungen vor Ort, zeigen auf, dass es vor allem menschlicher Unverstand und Profitgier sind, die die Desertifikation ausgelöst haben. Zunächst belegen drei Berichte über die Buschleute der Kalahari, die Tuaregs im Sahel und die Subsistenzbauern in Südäthiopien, dass Naturvölker sehr wohl imstande waren, mit den kargen Ressourcen extrem arider Gebiete für sich und ihr Vieh auszukommen. Die nächsten Beiträge spüren den Ursachen nach, wie es zur zunehmenden Ausbreitung der Wüsten kam. Dabei wird deutlich, dass es sich um kein lineares Vorrücken handelt, sondern dass die Wüste wie eine Hautkrankheit überall dort entsteht wo zuvor die Oberfläche des Planeten misshandelt wurde. Übernutzung, Zurückdrängung der nomadischen Lebensweise, Zerstörung jahrhundertealter ökonomischer und kultureller Strukturen durch blinden Fortschrittsglauben, allzu oft getragen von falscher Entwicklungshilfe, und schließlich die anthropogenen Klimaänderungen sind einige der Gründe für die sich weltweit abzeichnende Ausbreitung der Dürre. Sechs Beiträge am Schluss des Buches stellen Forderungen und Strategien auf, wie der Desertifikation Einhalt geboten werden könnte: neben globalen Notwendigkeiten zur Eindämmunq der zivilisationsverursachten AIIgemeinerwärmung tut da vor allem eine Rückbesinnung auf traditionelle Lebensformen not: eine diversifizierte Wirtschaft, ein hohes Maß an (nomadischer) Mobilität, Vorratshaltung, Heimgewerbe, lokale statt großtechnischer Bewässerungssysteme und viele andere der kleinen, in Jahrhunderten gelernten Formen der Anpassung. Auch vielversprechende moderne Ansätze wie Ecofarming und Risikostreuung werden beschrieben. Angaben über einschlägige Initiativgruppen und zahlreiche grafische Darstellungen ergeben zusammen mit einem. Vorwort, in dem die spirituell-theologische Dimension von Wüste und Wüstenerfahrung angesprochen wird, ein Buch von hohem Informationswert.
WüstenErde. Der Kampf gegen Durst, Dürre und Desertifikation. Hrsg. v. Peter E. Stüben ... Giessen: Focus-Verlag 1991. 240 S. (ökozid; 7) DM 29,80/ sFr 25,30 / öS 232,40