Phantastische Geschichten zur Zukunft der Biotechnik

Ausgabe: 1987 | 3

»Sie hat schon mindestens drei neue Herzen verschlissen, er atmet mit seinem vierten Satz neuer Lungen, beide lassen sich alle fünf Jahre neue Nieren einsetzen, ihre spröden Knochen werden durch Hunderte Transplanate aus den Arm- und Beinknochen glückloser junger Leute gekräftigt, ... ihre erschlafften Arterien werden ständig frisch mit Teflon ausgekleidet.« (S. 58) Soweit eine Textstelle aus Robert Silverbergs »Die Einberufung der Organe«, Diese Kurzgeschichte handelt von der zwangsweisen Einberufung junger Menschen, denen Körperteile entfernt werden, um sie alten Menschen zu transplantieren. Die hier gesammelten Kurzgeschichten haben alle die Biotechnologie zum Thema. Die Entstehung »überlegener Rassen«, Cloning, Telepathie, Mutanten, altbekannte Utopien in der Science-Fiction-Literatur - die Biotechnologie macht Geschichten möglich, wie sie früher nicht auszudenken waren. Die Manipulation der Gentechnik scheinen den Menschen nach Maß und Zweck mögli.ch zu machen. Bekannte Autoren wie Samuel R. Delany (Nebula Award 1966 für seinen Roman Babel-17) oder Connie Willis werden mit Geschichten zur Mutation (spezielle Menschen für Raumflüge - Delany) oder Cloning (Doppelgänger per Post - Willis) vorgestellt. Bemerkenswert ist die Story von Alfred E. van Vogt., die vom Besuch einer fremden Zivilisation auf einem Planeten handelt, dessen Leben total vernichtet ist. Die -Besucher- beherrschen die Technik der Wiederbelebung und versuchen so zu erfahren, was zur Vernichtung des Lebens auf diesem Planeten geführt hat. Wiederbelebt wird auch »Das Ungeheuer« (so der Titel), das den Besuchern weit überlegen ist. Es versteht sich auf Gedankenreisen bis zu 40 Lichtjahre Entfernung und auf die Kunst des Unsichtbarmachens. Die Überlegenheit des Wesens führt schließlich zur Vernichtung des fremden Raumschiffes, das ins »Herz einer blauweißen Sonne rast«.   

Die Kurzgeschichten von bei uns mehr oder weniger bekannten Autoren stehen alle in der Tradition von Aldous Huxleys »Schöne neue Welt«. Gleichsam sind sie Ausdruck des Wunschtraumes vom evolutionären Aufstieg der Menschheit zu bislang unbekannten Höhen. Es wird an uns liegen, für die positiven Seiten der Biotechnologie einzutreten.

 

Der nächste Schöpfungstag. Phantastische Geschichten zur Zukunft der Biotechnik. Hrsg. von René Oth. Darmstadt u. Neuwied: Luchterhand, 1987. 168 S.