Bankrott. Storys aus der Welt der Abzocker

Ausgabe: 2009 | 2

In den letzten Ausgabe von Pro Zukunft haben wir uns wiederholt der Frage gewidmet, wie es soweit kommen konnte, dass ein paar „Gelddealer“ in den USA und ihre Mitläufer in Europa weit über 1000 Milliarden Dollar, vermutlich eher 2000, vernichten konnten, und wohin das Geld verschwunden ist. Der Autor des vorliegenden Bandes klärt uns darüber auf, dass Geld nur im Fall einer galoppierenden Inflation verschwindet oder vernichtet, im Wesentlichen aber umverteilt wird. „Hat einer weniger, hat ein anderer mehr, so einfach ist das mit dem Geld.“ (S. 185)

 

René Zeyer hat sich auf Spurensuche begeben und recherchiert, was die Macher der Finanzkrise antreibt, welche Eitelkeiten, Intrigen und Karrieresüchte ihnen zu Eigen sind und warum sie den Bezug zur Realität längst verloren haben. „Alle Storys sind aus dem wahren Leben der Finanzdienstleister gegriffen. Ich gebe auch zu, dass meine eigene Fantasie nicht ausgereicht hätte, um das zu erfinden. Natürlich wurden einige Namen und Örtlichkeiten verfremdet, um die nackte Wahrheit nicht durch dorniges juristisches Gestrüpp zu jagen.“ (S. 185)

 

Zeyer, als PR-Berater seit Längerem auch für Finanzdienstleister tätig, präsentiert 88 Episoden aus der Schweizer Bankenwelt, und schon längst haben mehr oder weniger findige Rezensenten die Authentizität seiner Geschichten in Frage gestellt. Fairer Weise muss man einräumen, dass nicht alle Banker, sondern nur einige schwarze Schafe dem hier präsentierten Berufsbild nahe kommen. Ob die Exempel allesamt wahr sind, sei dahingestellt. Mehr oder weniger spannend zu lesen sind sie allemal. Ob Vermögensverwalter, Analysten oder Investmentbanker, sie kommen genauso schlecht weg wie die Hauptfigur Philipp Kuster, ein Anlageberater einer Schweizer Bank, der an großen Luxus gewöhnt ist und nur daran denkt, wie er seine Kunden (gerne nennt er sie „mühsame Blödmänner“) am besten abzocken kann. Meist geht es um so banale Dinge wie Status, Boni, rauschende Feste und Wochenend-Trips nach London – eben ein Leben in Luxus und Glamour. Langweilig wird die Lektüre allerdings dann, wenn Herr Kuster über Seiten hinweg überlegt, welche Automarke nun seinem Status gerecht würde.

 

 

 

Der größte Bankraub aller Zeiten

 

Als er diese Storys schrieb, so Zeyer, wusste er noch nicht, dass alles noch viel schlimmer ist. „Aber am allerschlimmsten ist: Wenn sich die Weltwirtschaft vom größten Bankraub aller Zeiten erholen wird, werden die Banker genauso weiter machen, wie hier beschrieben.“ (S. 185) Und in der Tat scheint das Gerede über Reformen, neue Gesetze und Regeln sowie mehr Kontrolle und Transparenz des Finanzsektors äußerst doppelbödig. Auch die dem Steuerzahler versprochenen Zinsgewinne für den Staat als Geldverleiher, die pro Quartal bei Rückzahlung der Bankkredite fällig würden, fallen nur an, wenn Banken Gewinne schreiben – und solche gibt es vorerst nicht.

 

Was wäre zu tun? Insbesondere verlangt der Autor, „dass die Jahrtausende alte Regel wieder einmal angewandt wird, nämlich dass der Gläubiger ein anständiges Entgelt bekommt für seine Investition, und dass der Schuldner ein anständiges Entgelt bezahlt.“ (S. 190) Gegen dieses Grundgesetz wurde in den letzten Jahren in krimineller Absicht verstoßen. Der einzige Zweck ist „die größte Vermögensumschichtung, den größten Raub der Weltgeschichte“ zu legalisieren. Opfer sind die kleinen Sparer, Steuerzahler und all jene, die diesen Deal finanzieren. Bei etwas Optimismus zeigen sich aber doch auch Anzeichen einer grundlegenden Neugestaltung nicht nur des Finanzsektors, sondern der Weltwirtschaft insgesamt. Wir werden die Entwicklung genau verfolgen. A. A.

 

 Zeyer, René: Bank, Banker, Bankrott. Storys aus der Welt der Abzocker. Zürich: Orell Füssli, 2009. 192 S., € 19,90 [D], 20,50 [A], sFr 35,-

 

ISBN 978-3-280-05341-6