Bangladesh - Ein Testfall für Entwicklungshilfe

Ausgabe: 1987 | 4

 Bangladesh zählt mit einem Pro-Kopf-Einkommen von 130 Dollar zu den ärmsten Staaten der Welt. Die Entwicklungshilfe beträgt gegenwärtig fast zwei Mrd. Dollar im Jahr. Insgesamt hat Bangladesh bis Juni 1986 nahezu 20 Mrd. Dollar Entwicklungshilfe zugesagt bekommen. Die Hälfte davon entfällt auf konkrete Entwicklungsvorhaben, den Rest teilen sich Nahrungsmittel- und Warenhilfe. Das Land ist der dichtest besiedelte Staat der Welt. Die Mehrheit der Bevölkerung lebt auf dem Land, dort ist die Armut auch am gravierendsten. Hier setzt die Kritik an, denn der Großteil der Entwicklungshilfe fließt nicht in Grundbedürfnisprojekte und Vorhaben der ländlichen Entwicklung, sondern in den industriellen Sektor. Laut Ergebnis einer 1983 von britischen Hilfsorganisationen in Auftrag gegebenen Studie stärkt die Hilfe für ländliche Gebiete die Macht der Elite. Am Beispiel eines Bewässerungsprojektes wird gezeigt, wie Entwicklungshilfe die Ungleichheit vergrößert. Durch Nahrungsmittelhilfe profitiert vor allem die städtische Bevölkerung. Zudem drückt diese die Preise für einheimisches Getreide, sodass die Regierung die eigene Landwirtschaft (durch Landreform) nicht gezielt fördert. Hinzu kommt, dass Nahrungsmittelhilfen nicht aus reiner Großzügigkeit vergeben werden, wie aus dem entsprechenden Gesetz des US-Kongresses (1975) unschwer herauszulesen ist. Darin heißt es u.a., dass darauf zu achten sei, die ausländischen Märkte für Amerikas landwirtschaftlichen Überfluss zu vergrößern.

Bangladesh - Ein Testfall für Entwicklungshilfe. In: epd. Dritte Welt Information. 1987, 21/75. 4S.