Verpflichtender internationaler Zivildienst für alle

Ausgabe: 1995 | 1

Bahrs zentrale Gegensatzpaare in diesem Werk sind: einbeziehen statt bestrafen - zusammenarbeiten statt angreifen - vergeben statt demütigen. Dabei beschränkt sich der Theologe, Konflikt- u. Friedensforscher nicht auf eine Facette von Aggression, sondern spannt den Bogen von der individuellen, über die gruppenspezifische zur nationalen Aggression. Er stellt dar, daß diese Bereiche gar nicht voneinander zu trennen sind, weil sie einander bedingen. Die Veränderung des aggressiven Klimas ist also nur zu erreichen, wenn man dem gesamten Phänomen entgegenwirkt. Bahr sieht in der internationalen Zusammenarbeit auf humanitär-sozialer, technischer und ökologischer Ebene und in der Entwicklungshilfe einen wesentlichen Schritt in diese Richtung. Diese Kooperation sollte in Form eines zivilen, verpflichtenden - dieser Aspekt wird ausführlich diskutiert -, internationalen Hilfsdienstes für junge Frauen und Männer realisiert werden. Dieser zivile Dienst sollte neben einem veränderten Militärdienst für die jungen Menschen zur Wahl stehen.

Einsätze in Entwicklungsländern einerseits und sozialen Institutionen anderer Länder andererseits, wie sie z. B. in der "Aktion Sühnezeichen" schon praktiziert werden, hätten einen doppelt positiven Effekt: den praktischen der materiellen Hilfe für die jeweilige Zielgruppe und den individuellen der Weiterentwicklung für den jugendlichen Helfer. Es findet eine tiefgreifende Prägung der Persönlichkeit statt, die das Gesichtsfeld erweitert, Verständnis für andere Lebensformen und -konzepte bildet und damit die Toleranz insgesamt fördert.

S. Sch. 

Bahr, Hans-Eckehard: Aggression und Lebenslust. Kooperieren statt konfrontieren. Düsseldorf: Petmos, 1994. 1395., ca. DM/sFr 19,80/öS 154,50