Atomzeitalter: 70 Minuten Atom-Wahnsinn im Film

Ausgabe: 1995 | 4

16. Juli 1945, 5.30 Uhr Ortszeit, die erste Atombombe wird gezündet. Und Robert Oppenheimer erinnert sich an folgende Zeilen aus dem Sanksrit: "Ich bin der Tod, der alles raubt, der Erschütterer der Weiten." Robert Jungk engagierte sich Zeit seines Lebens gegen den Atom-Wahnsinn, der hier in eindrucksvollen Bildern und Dokumenten, beginnend mit den Versuchen zur Kernspaltung am 17.12.1938 bis zur Katastrophe von Tschernobyl, vorgeführt wird.

Ausführlich wird dabei auf die Auswirkungen der Radioaktivität eingegangen. Es wird einmal mehr deutlich - und dies ist die eindringlich formulierte Botschaft dieses Videos  -, daß Atomwaffen bzw. auch die friedliche Nutzung der atomaren Energie nicht die Zukunft sein können. Anlaß zur Präsentation dieses in erster Linie vergangenheitsorientierten Videos in PRO ZUKUNFT ist der Blick auf neue Medien, die nach wie vor offene Frage der Zukunft der Entsorgung (weltweit fallen jährlich über 10000 Tonnen ausrangierte Atombrennstoffe an) sowie die neue Diskussion für eine Wiederbelebung der Atomindustrie im Zusammenhang mit einer CO2-Reduktion. Aktualisiert wurde die Thematik nicht zuletzt durch die französischen Atomtests im Pazifik in einer Zeit, die den Ost-West-Konflikt hinter sich gelassen hat.

Im Film kommt deutlich zum Ausdruck, daß Atomkraftwerke ein Spiegel der Gewalt sind. Keine andere Technik hat der Gesellschaft je diese Konflikte, Risiken und Steuermilliarden abverlangt und nicht mehr dafür gegeben als ein bißchen Strom. Die sogenannte friedliche Nutzung ist und bleibt nur eine Illusion. 1 mg Plutonium reichen aus, um einen Menschen zu töten. Eindringlich ist die Schlußsequenz des Films, in der Nikolaj Elmanow angesichts der Opfer von Tschernobyl feststellt: "Die Menschen sollen die Fäuste ballen, müssen verstehen, nein begreifen, was sie erlebt haben, sie müssen erschüttert sein, sie müssen es in ihrem Herzen fühlen, so wie wir."

A. A. 

Atomzeitalter. Vorhof zur Hölle. Ein Film von Klaus Kamphausen. München: Komplett-Video, 1995. ca. 70 Min. (Wissen auf Video) DM / sFr 79,80/ öS 800