.ausgestrahlt e.V., Bürgerinitiative Umweltschutz Lüchow-Dannenberg, Göttinger Arbeitskreis gegen Atomenergie (Hg.)

Atomkraft – nein danke!

Ausgabe: 2023 | 1
Atomkraft – nein danke!

Bereits ein halbes Jahrhundert währt in Deutschland der Kampf gegen die Errichtung und den Betrieb von Atomkraftwerken. Das Buch „Atomkraft – nein danke! 50 Jahre Anti-AKW-Bewegung“ bietet eine Chronologie dieser Zeit in Form von Texten, Bildern und Portraits. Ergänzt wird das Dokument durch einen Blick auf wichtige Themen und Debatten der Epoche. Wolfgang Ehmke zeichnet den Gorleben-Konflikt genauer nach, Ursula Schönberger und Jochen Stay widmen sich der Atommüll-Frage. Der Bewegungsforscher Dieter Rucht ordnet die Ani-AKW-Bewegung in der Geschichte der sozialen Bewegungen ein. Bernward Janzing erzählt die Geschichte der Gemeinde Schönau und deren Umsetzung einer Selbstversorgung mit erneuerbaren Energien.

Reimar Paul portraitiert Robert Jungk. Für den Autor war Jungk vor allem der „Mahner vor dem Atomstaat“. Jungk habe einen neuen Aspekt in die atompolitische Debatte eingebracht: „Nicht nur die Technik sei höchst riskant und im Grunde nicht beherrschbar. Viel schlimmer noch sei die Gefahr eines ‚Atomstaats‘: Als Nebenwirkung der notwendigen Überwachung der Nuklearanlagen drohe eine umfassende Überwachung der Menschen.“ (S. 44)

In einem spannenden Beitrag reflektiert Angela Wolff über den Zusammenhang von Klimakrise und Atomkraft. Ist die Klimakrise ein Rettungsanker für die internationale Atomgemeinschaft? Diese Erzählung teilt Wolff nicht. Zum einen werde die Atomenergieproduktion überschätzt. Nur zwei Prozent des weltweiten Bruttoendverbrauchs werden durch die Reaktoren gedeckt. Eine Erhöhung der Kapazitäten sei nicht in ausreichender Geschwindigkeit machbar, im Gegenteil: Viele Reaktoren seien bereits über 30 Jahre alt und in der Nähe des Endes ihrer Laufzeit. Auch finanziell sei es nicht klug, öffentliches Geld im Kampf gegen den Klimawandel in die besonders teure Atomenergie zu stecken. Und auch als „Teil der Lösung“ sieht Wolff die Atomenergie nicht. „Diese beiden Systeme sind nicht kompatibel, sie stehen in Konkurrenz zueinander. Die Reaktoren können nicht schnell genug herauf- und heruntergefahren werden, um ihre Stromproduktion an die wetter- und tageszeitbedingten Schwankungen regenerativer Energiequellen anzupassen. AKW sind sowohl ökonomisch als auch technisch auf den Volllastbetrieb ausgelegt.“ (S. 244)