Worldwatch Institute Report 91/92

Ausgabe: 1991 | 4

Die herkömmliche Sichtweise ökonomischer Prosperität, die Fortschritt an Pro-Kopf-Einkommen oder BSP bemisst, ist irrational. Sie handelt die Erde als unverbuchte Konkursmasse und trägt so zum Ausverkauf der Zukunft bei. Zu diesem Schluss kommt Lester R. Brown im einleitenden Beitrag über Ansätze und Perspektiven einer „neuen Weltordnung". Er verweist zugleich auf alternative Bemessungsgrundlagen ökologischen Wirtschaftens, den "Human Development Index" und den "Index of Sustainable Economic Welfare". Weitere Themen und Thesen des Bandes:

  • Entwurf eines umweltverträglichen Energiesystems: Das Öl-Zeitalter geht zu Ende, schon heute wird weltweit 20% der Energie aus erneuerbaren Quellen gedeckt.
  • Vermeidung von Abfall: Bis zu 90 % des derzeitigen Müllaufkommens könnten durch Recycling wiedergewonnen werden, einzig unüberwindliches Hindernis dafür ist der Bau von Müllverbrennungsanlagen.
  • Verbesserung des Verkehrs in den Städten: Durch die den Straßenbau fördernde Kreditpolitik der Weltbank verschlechtert sich die Verkehrssituation in den Metropolen der Dritten Welt zusehends. Die Infrastruktur osteuropäischer Städte ist richtungsweisend: in Moskau deckt der öffentliche Verkehr 88% des Bedarfs.
  • Reform der Forstwirtschaft: "Während noch darüber diskutiert wird, wie viel Urwald erhalten werden soll, werden die letzten Bestände gerade abgeholzt." Die verstärkte Nutzung von Sekundärwäldern, nachhaltiges Wirtschaften, die Senkung des Schnittholzverbrauchs und der Einsatz neuer Verarbeitungstechnologien sind zu forcieren.
  • Wiederherstellung der Umwelt in Osteuropa: Die Sanierung der Umwelt ist Voraussetzung der wirtschaftlichen Entwicklung. Osteuropa könnte von den Fehlern des Westens lernen und diesen in Umweltbelangen politisch und technologisch überholen .. Eine Kopie des "verantwortungslosen Kapitalismus" wäre verhängnisvoll.   
  • Ökologische Folgen der Kriegsführung : In Kriegs- wie in Friedenszeiten zählen die Armeen der Welt zu den größten Zerstörern der Umwelt In den USA sind 300000 Menschen - mehr als die Hälfte derer, die im Bereich der Atomproduktion gearbeitet haben - radioaktiver Belastung ausgesetzt gewesen. Eine weltweite Allianz der Umwelt- und Friedensbewegungen bahnt sich an.  

Ein weiteres Mal besticht dieser Report durch profunde Analyse und konstruktive Lösungsvorschläge. Deren Umsetzung wäre vor allem auch Aufgabe der Ersten Welt, die unter Führung der USA eine" Globale Ecological Initiative" ins Leben rufen könnte, anstatt nach wie vor horrende Mittel in militärische Abschreckung zu investieren. 

 

Zur Lage der Welt 91/92. Daten für das Überleben unseres Planeten. Worldwatch Institute Report. Lester R. Brown ... (Mitarb.) Deutschspr. Ausg. hrsg. v. Gerd Michelsen. Frankfurt: S. Fischer, 1991, DM 29,801 sFr 25,30 1 öS 232,40