Vom Kolonialismus zum Tourismus

Ausgabe: 1987 | 3

»Umsetzung von Wissen ist wichtiger als die Anhäufung von Wissen.« Damit schließt Mäder sein 1985 erschienenes Buch »Sanfter Tourismus: Alibi oder Chance?«. Am Beispiel Schweiz zeigt er nun, welche Anstrengungen im Hinblick auf den sanften Tourismus bereits unternommen werden. Anhand einiger konkreter Konzepte, die über Kritiken am Bestehenden hinausreichen und sich nicht mit Lippenbekenntnissen zu qualitativ Besserem begnügen, zeigt er die spärlichen Anzeichen einer Wende auf. Notwendig sind »die schrittweise Auffächerung entstandener Monostrukturen, Tempolimiten, die Förderung umweltgerechter Energie« als erste Schritte in Richtung eines sanfteren Tourismus. Der »Arbeitskreis Tourismus und Entwicklung« untersucht die Auswirkungen des Tourismus auf Entwicklungsländer und den Alpenraum und will Wege »von der Freizeit zur Freiheit« gehen. Ziel ist die Erarbeitung konkreter Möglichkeiten, die Kollisionen zwischen Erholungs- und Lebensraum in armen Regionen zur Schonung der arg belasteten Umwelt und soziokulturellen Entwicklung zu vermeiden. Mäder stellt sein Thema in einen umfassenden Zusammenhang und fordert eine strukturelle Veränderung der gesamten Lebenswelt. Der Tourismus mit Einsicht muss folgende Kriterien erfüllen: eine langsame und kontrollierte Entwicklung nehmen, die Interessen der Bereisten bei sämtlichen Infrastruktur-Einrichtungen berücksichtigen, kleine Einheiten schaffen, gründliche Bestandsaufnahme lokaler Kapazitäten leisten. Oder auch nur »Essen, was die Einheimischen anbieten, ausreichend vorhanden ist und nicht aufwendig, umweltbelastend importiert werden muss.« Das Schlusszitat eines malaysianischen Dichters gibt wohl am besten den Ist-Zustand wieder: »Ich glaube nicht, dass man über den Tourismus - so wie er heute ist - irgendetwas Gutes sagen kenn» Mäder bietet aufschlussreiche Ansätze zur Veränderung. Seine Vorschläge reichen weit über den Tourismus hinaus, beziehen Arbeitszeitverkürzung, Freizeitindustrie, Entwicklungsstrategien sowie das Verhältnis von Politik und Macht mit ein. Eine im besten Sinne umfassende Darstellung, die vielfach schon aufgreift, was anschließend vertieft bzw. variiert wird.

Mäder, Ueli: Vom Kolonialismus zum Tourismus - von der Freizeit zur Freiheit. Zürich: Rotpunktverlag, 1987. 213 S.