Zum Stand der Atomwirtschaft in der Bundesrepublik

Ausgabe: 1987 | 1

Angesichts der Eröffnung des AKW Brokdorf am 7.10.86 belegt Wolf, dass die »Biertischstrategie« der Großindustrie noch immer ihre Fortsetzung findet. Niemals in der Geschichte sind die Mächtigen von Wirtschaft und Staat so phantastischen Vorstellungen aufgesessen, wie im Zusammenhang mit der Atomwirtschaft. Von den hochgesteckten Erwartungen der Propheten des Atomzeitalters hat sich kaum etwas erfüllt. Die deutsche Atomwirtschaft hängt völlig von Uranimporten ab. Heute, im dritten Jahrzehnt deutscher Atompolitik, lassen die Exporterfolge noch immer auf sich warten. 1982 wurden beispielsweise 1 ,6 Mrd. DM Käse exportiert, die Atomindustrie brachte es im selben Jahr auf Ausfuhren im Wert von 1,3 Mrd. DM (Jahre vorher waren es 700 - 800 Mio. DM). Die in letzter Zeit so hochgerühmte Sicherheit deutscher Anlagen stand nicht immer im Vordergrund. Wolf zitiert aus dem Fachmagazin »Atomwirtschaft« (1962): »Um zu wirtschaftlichen Kernkraftanlagen zu kommen, ist es notwendig, die sicherheitstechnischen Anforderungen so niedrig wie möglich zu halten.« In Anbetracht aller Fakten, die auch fragwürdige Praktiken der Justiz einschließen, wird es nach Ansicht Wolfs nicht zu der prophezeiten Energiezukunft kommen.  Eine nach Tschernobyl wichtige und faktenreiche Bilanz der deutschen Atomwirtschaft.

Wolf, Heinz G.: Der Schrott von morgen. Zum Stand der Atomwirtschaft in der Bundesrepublik. München: Dt. Taschenbuch Verl., 1985: 147 S. (dtv Sachbuch; 10393)