Zukunftswerkstatt für Kinder und Jugendliche

Ausgabe: 1997 | 1

Im Rahmen einer" Demokratiekampagne " werden in Schleswig-Holstein zurzeit an die 50 Beteiligungsprojekte von Kindern und Jugendlichen durchgeführt. Grundlage dieses bislang einzigartigen Ansatzes, der einen kaum hoch genug zu veranschlagenden Impuls in Richtung partizipatorischer Zukunftsgestaltung darstellt, ist die per 1.4.1996 gültige Gemeindeordnung des Landes, wonach Kinder und Jugendliche an kommunalen Entscheidungsprozessen verpflichtend zu beteiligen und die Kommunen zudem angehalten sind, geeignete Beteiligungsverfahren zu entwickeln. Waldemar Stange, Erziehungswissenschaftler an der Fachhochschule Lüneburg, und sein Team" Planen mit Phantasie" stellen mit dem (hier zudem auch didaktisch hervorragend präsentierten) Konzept der „Beteiligungsspirale " ein Verfahren vor, das im Kern auf das Konzept der „Zukunftswerkstatt" zurückgreift, und dieses doch entscheidend modifiziert. Aufgrund der Erfahrung, daß das im Durchlaufen der drei Werkstattphasen entwickelte Potential zur Umsetzung des gemeinsam Erdachten oft nicht ausreicht, sieht die „Beteiligungsspirale" vier Schritte vor. Bereits in einer der „Zukunftswerkstatt" vorgeschalteten "Vorlaufphase" geht es darum u.a., eine Initiativgruppe zu bilden, die Problemlösungskapazität im kommunalen Umfeld zu sondieren, Verbündete zu gewinnen und durch Analyse und Informationsbeschaffung sicherzustellen, daß das gemeinsame Anliegen - z. B. ein selbst gestalteter und verwalteter Jugendtreffpunkt, Spielplatz oder eine Skatebahn - auch Chancen zur Umsetzung (in absehbarer Zeit) hat. Diese strategische Phase ist deshalb so wichtig, weil auch auf lange Sicht nichts schlimmer wäre als die Erfahrung, daß "alles umsonst" und das so oft zu vernehmende Werben um Teilhabe und Mitbestimmung bloß "heiße Luft" ist. Nach den sich anschließenden drei Phasen der "Zukunftswerkstatt", an deren Ende die Präsentation der im Modell erarbeiteten Projektidee steht, geht es im „Planungszirkel" vor allem darum, die Möglichkeiten und Grenzen der Realisierung vor allem durch die Einbindung von Experten (Stadtverwaltung, Architekten, Pädagogen, Baufirmen, Sponsoren) konkret zu machen. Überraschend ist dabei, daß das Zusammenwirken von Kindern und Jugendlichen mit den Erwachsenen in der Regel kosten- und zieleffizienter ist als herkömmliche Raumplanung, was auch in der Realisierungsphase zum Tragen kommt, da die Jugendlichen an der Verwirklichung "ihres Projekts" mitwirken. Praxistipps, Ablaufskizzen, Checklisten und umfangreiche Literaturhinweise laden dazu ein, die Vorzüge des Ansatzes selbst zu erproben, wobei alles andere als sklavische Nachahmung am Platze wäre.  Das Video stellt das Konzept prägnant vor und ist insbesonders für die Gewinnung von Verbündeten bestens geeignet. M. E. ein Meilenstein in der Entwicklung partizipatorischer Zukunftsgestaltung. W Sp.

Stange, Waldemar: Planen mit Phantasie. Zukunftswerkstatt und Planungszirkel für Kinder und Jugendliche. Hrsg. v. Deutschen Kinderhilfswerk ... Berlin (u.a.), 1996. 146 S., DM 10,- Ebenfalls erhältlich: Videokassette zum Handbuch. Buch und Regie: Niels Reise u. Thomas Plöger. 26 Min.