Die klassischen arbeitspolitischen Themen - Vollbeschäftigung, gerechtere Einkommens- und Vermögensverteilung, mehr Bildung und Partizipation sowie Gleichberechtigung der Geschlechter - stellen sich durch die neuen Informationstechnologien, die Globalisierung der Märkte wie die Veränderung der Erwerbsmuster in neuer Weise. Hinzu kommen die „Naturschranken”, die nur um den Preis ökologischer Katastrophen weiter überschritten werden können. Zukunftsfähigkeit erfordert daher neben einer drastischen Verringerung des Ressourcenverbrauchs (die Arbeitsproduktivität der deutschen Wirtschaft hat sich in den letzten 120 Jahren versiebzehnfacht) auch einen sozialverträglichen Wandel, der die Chancen postindustrieller Gesellschaften nützt.
Im vorliegenden Sammelband nähern sich 23 AutorInnen aus mehreren Disziplinen in 16 Beiträgen dieser Fragestellung. Die Diskussion wird eröffnet mit wirtschafts- und arbeitsmarktpolitischen Implikationen einer ökologischen Steuerreform, wobei unterschiedliche Modellberechnungen (Priewe) wie erste praktische Erfahrungen in Dänemark und den Niederlanden (Schlegelmilch) erörtert werden.
Der Umbau erfordert aber ein Umdenken und Umsteuern in allen Politik- und Lebensbereichen. Die weiteren Beiträge thematisieren daher zum einen die (Beschäftigungs)-Chancen einer Dienstleistungsgesellschaft, die in der Zunahme personaler Dienste (Pflege, Bildung, Freizeit) ebenso gesehen werden wie in industrienahen Serviceleistungen (Beratung, Leasing, Wartung usw.) und zum anderen Zukunftsperspektiven einer adaptierten Sozial- und Arbeitsmarktpolitik, die der Vervielfältigung der Erwerbsverläufe und Lebensformen, der weiterhin ansteigenden Frauenberufstätigkeit sowie den Bildungsanforderungen in einer wissensbasierten Wirtschaft Rechnung tragen. Das Stocken weiterer Arbeitszeitverkürzungen, der notwendige Wandel von der „Lebensstellung” zur „nachhaltigen Beschäftigungsfähigkeit”, die Situation älterer Arbeitnehmer sowie die Zukunft der Alterssicherung sind dabei einige der erörterten Themen.
Die Ausführungen der ExpertInnen unterschiedlicher Disziplinen , die auf konkreten empirischen Befunden basieren und interessante Unterschiede in der Arbeitsmarkt-, Verteilungs- und Sozialpolitik innerhalb einzelner EU-Staaten erkennen lassen, machen den Band zu einem wichtigen Diskussionsanstoß für Politik, Wirtschaft und Gewerkschaften. H. H.
Zukunft der Erwerbsarbeit. Strategien für Arbeit und Umwelt. Hrsg. v. Gerhard Bosch. Frankfurt (u. a.): Campus, 1998. 484 S., DM 48,- / sFr 46,- / öS 350,-