Eileen Mandir, Benedikt Groß

Zukünfte gestalten

Ausgabe: 2023 | 3
Zukünfte gestalten

Eileen Mandir und Benedikt Groß wollen Designer:innen mit „Design Futuring“ im Umgang mit Zukunftsszenarien befähigen: „Die Methoden in diesem Buch helfen Zukünfte zu explorieren, Narrative zu entwerfen, Zukunftsbilder zu verhandeln und letztlich Strategiepläne zu entwickeln“ (S. 162). Unter „Design Futuring“ verstehen sie dabei einen ganzheitlichen Prozess in Abgrenzung sowohl zur Zukunftsforschung, die (zu) früh die Verantwortung abgibt, als auch zu üblichen Design-Praktiken, die (zu) spät mit einbezogen werden. Im Gegensatz zu „Design Thinking“ adressiert „Design Futuring“ nicht nur Produkte, sondern auch Kritik und Spekulation. Designer:innen seien besonders stark darin, „aus vielen einzelnen Perspektiven eine Synthese zu bilden“ (S. 245).

Alternative Zukünfte werden durch Design greifbar. Um diesen Bedarf zu bedienen, ist „Zukünfte gestalten“ ein potenzielles Standardwerk, das „eine zugängliche und ausgewogene Perspektive“ (S. 19) auf einen ganzheitlichen Futuring-Prozess in deutscher Sprache begünstigt. Das Nachschlage- und Überblickswerk basiert auf der Transparenz der eigenen Haltung, relevanten Quellen, ist brillant designt und verweist zusätzlich auf digital abrufbare Praxis-Tipps. Damit muss sich das Buch nicht hinter den mehrfach explizit erwähnten internationalen Standardwerken wie „Speculative everything“ oder „How to future“ verstecken.

Das anerkennend, sollte der Futuring-Prozess immer wieder überdacht und weiterentwickelt werden. Beispielhaft sei auf die Begriffe der Kritik und der Narrative verwiesen, die in dem Buch wiederholt wie selbstverständlich verwendet, jedoch nie definiert werden. Auch benötigt ein methodisches Standardwerk eine Alternative zu Peter Schwartz’ eher wenig komplexer 2x2-Szenario-Matrix. Inhaltlich wird die Arbeit mit der einen wünschenswerten Zukunft und die Aushandlung in Workshops als gesetzt angenommen, obwohl es Alternativen dazu gibt. Das essenzielle Update des Szenario-Trichters durch Joseph Voros wird von den beiden Autor:innen leider als wenig bedeutend abgetan. Doch sind es gerade seine dort ausgeleuchteten „projected & preposterous Futures“, die erst die Auseinandersetzung mit gegenwärtigen Problemen (Kritik) und abseitigen Traumvorstellungen (Spekulation) ermöglichen – und darauf kommt es beim „Design Futuring“ eben auch an.