Wir sind zu viele - was tun?

Ausgabe: 1992 | 1

Ein Anti-Zukunfts-Buch! Gerolf Steiner analysiert in Ansätzen die Struktur der gegenwärtigen Industriegesellschaft zwar richtig, etwa wenn er davon spricht, dass unser Industrialismus auf Raubbau an der äußeren Natur angewiesen ist, während die vorhandenen Rohstoffe begrenzt sind, oder dass technischer Fortschritt auch zu weiterer Naturzerstörung führen kann. Seine Schlussfolgerung ist allerdings simpel: das Kernproblem der heutigen Zeit ist die Überbevölkerung, der man nur mit der konsequenten Durchsetzung eines Ein-Kind-Systems entgegenwirken kann, Ziel ist die bloße "Kopfzahlverminderung der Menschheit" auf etwa ein hundertstel oder ein tausendstel der gegenwärtigen Zahl. In dieser zukünftigen "Welt von Dann", wie der Autor seine heile Welt nennt, hätten im Gegensatz zu heute "ehrwürdige kulturelle Werte" und "verpflichtende ethische Überlegungen"- wieder Platz. Zur Durchsetzung seiner Vorstellung von einer zukünftigen Welt sei entsprechende Härte notwendig, die die bestehende demokratische Gesellschaftsordnung nicht aufbringen könne. Aber Steiner plädiert daneben auch für psychische Beeinflussung der Menschen zur Erreichung seines Ziels. Der Verfasser begründet seine Argumente vor allem "naturwissenschaftlich", wovon er sich offensichtlich größere "Objektivität" verspricht. Aus "naturwissenschaftlichen" Gründen erscheint ihm "ernsthafte Eugenik" genauso legitim wie Genmanipulation und die Ausgrenzung Behinderter. Das, heute so allgegenwärtige moralische und humanitäre Gerede" sei Ausdruck   von Feigheit und Angst vor unpopulären Entscheidungen. Steiners zukünftige heile Welt ist eine Mischung aus Sozialbiologismus, Planwirtschaft und Diktatur. Der Autor versucht seine plumpen Argumente durch ständige Hinweise auf "gesunden Menschenverstand", "Vernunft" und "Normalität" zu stützen. Vielleicht meint er deshalb, auf Fußnoten, Quellenverweise etc. verzichten zu können. J. W

Steiner, Gerolf: Wir sind zu viele - was tun? Berlin (u.a.): Parey, 1992. 166 S., DM 39,80/ sFr 33,74 / öS 310,44