Wie ein Weltmarktführer seine Spitzenposition verlieren kann

Ausgabe: 1995 | 1

Die beiden Autoren, erfahrene Wirtschaftsberater in den USA, nehmen den weltweiten Markt der Personal Computer als Thema und als Exempel gleichzeitig: An der Geschichte vom allmählichen "Niedergang von IBM" sowie dem gleichzeitigen Aufstieg einiger Konkurrenten (vor allem: Compaq, Microsoft, Intel, Hewlett-Packard) zeigen sie mit vielen Detailinformationen, wie ein in der Welt führendes Unternehmen durch Fehleinschätzungen des Marktes, durch größenbedingte Starrheit und durch fast unverständliche Arroganz innerhalb weniger Jahre seine scheinbar unangefochtene Spitzenposition verlieren kann.

Das ist grundsätzlich natürlich nicht neu, aber mit den vielen Einzelheiten durchaus lesenswert. Doch die Autoren bleiben nicht bei der Diagnose: Sie nehmen den "Fall IBM" ("Fall" ist durchaus mehrdeutig-ironisch gemeint!) zum Anlaß, um Therapie-Strategien für zukünftige Erfolge zu entwerfen. Diese werden sowohl in Regeln gefaßt als auch durch Beispiele erläutert. Dabei bleibt der Text in der Übersetzung, gemäß einer guten angelsächsischen Tradition, auch bei schwieriger Thematik verständlich und selbst für Computer- und Ökonomie-Laien nachvollziehbar. Für die gleichfalls nicht gerade neue These der Autoren, auf dem von ihnen erkundeten Terrain würden künftig nur noch die USA und Japan, nicht aber mehr Europa, zählen, ist die Konzeption des Buches selbst der schönste "Beweis": Die europäische Hard- und Software-Industrie wird so kurz und vernichtend abgefertigt und als vemachlässigbare Große vorgeführt, daß der deutsche Verlag der Übersetzung ungewöhnlicherweise ein klärendes Nachwort meinte mitgeben zu müssen.

Doch machen die dort vorgezeigten Beispiele die Diagnose und Voraussage der beiden US-Amerikaner eher noch schlimmer, da sie letztlich das von diesen Gesagte unfreiwillig bestätigen. Wiewohl aufgrund des rasanten Entwicklungs-Tempos innerhalb der PC-Branche bereits beim Erscheinen notwendigerweise an wichtigen Stellen veraltet, ist das Buch wegen seiner reichhaltigen Informationen und klargefaßten Thesen dennach eine höchst anregende Lektüre.

L. M. 

Ferguson, Charles H.; Morris, Charles R. ComputerschIachten. Überlebensstrategien in der weltweit wichtigsten Industrie. Frankfurt/M.: Campus, 1994. 298 5., DM I sFr 68, - I ÖS 530,50