Welternährung

Ausgabe: 1997 | 2

Nach den informativen Dossiers "Dritte Welt" (über Erfolge und Mißerfolge der Entwicklungshilfepolitik in den letzten Jahren) sowie" Klima und Energie" (über die heute bekannten Fakten zur Klimaproblematik einschließlich Zukunftsszenarien und energietechnischer Alternativen) ist hiermit ein weiterer wichtiger Beitrag aus der Reihe "Spektrum der Wissenschaft - Dossier" anzuzeigen. Ausgehend von ernüchternden Zahlen - etwa 185 Mio. Kinder im Vorschulalter, die unterernährt sind, mehr als 800 Mio. Menschen die Hunger leiden und täglich 40.000 Kinder, die an ernährungsbedingten Krankheiten sterben -, wird zunächst den vielfach bekannten Ursachen und Folgen des Hungers und der Armut nachgegangen. Mit Blick auf die Ernährungslage in Entwicklungsländern wird festgestellt, daß Ernährungsprobleme nicht von der Gesamtentwicklung eines Landes unabhängig betrachtet werden können. Entsprechend differenziert und vielfältig sind dann auch die Vorschläge zur Lösung der "WeIternährungskrise", Diese sind umso dringlicher, als wir von der bereits 1974 auf der Welternährungskonferenz in Rom als Ziel formulierten Beseitigung von Hunger und Unterernährung weiter entfernt sind als je zuvor. Trotzdem konnten in den letzten Jahren eine Reihe gelungener Modelle initiiert werden: etwa ein Projekt zum Erosionsschutz in Mendhwan im indischen Unionsstaat Maharashtra oder ein Selbsthilfeprojekt in Holalkere (Südindien). der Anbau standortspezifischer Saatkartoffeln in Pakistan oder die Unterstützung von Bauern in Mauretanien. Vorgestellt wird auch die "Vision 2020 für Ernährung, Landwirtschaft und Umwelt" vom "International Food Policy- Research Institute" (IFPRI), in der die Experten von einer Welt träumen, in der es ausreichend Nahrung gibt, "um ein gesundes und produktives Leben zu führen". Zur Erreichung dieser Ziele sind neue Anstrengungen und v. a. neue bzw. gestärkte Partnerschaften der internationalen Zusammenarbeit erforderlich. Für Uwe Holtz, Politikwissenschaftler und Vorstandsmitglied des IFPRI in Washington, braucht es dazu v. a. eine sogenannte "Strategische Entwicklungsinitiative", "eine neue Art von Entspannungspolitik, nämlich eine wirtschaftliche, soziale und ökologische Entspannung zwischen Nord und Süd (und Ost)". Weitere wichtige Beiträge sind dem Pro und Kontra Gentechnik in der Landwirtschaft sowie dem China-Faktor der Welternährungslage gewidmet. A. A.

Welternährung. Dossier. In: Spektrum der Wissenschaft. Heidelberg, 1997. 114 S.,(Dossier; 219 7)DM 1sFr 16,80 1 öS 135,-