Thomas Schmidinger, Josef Weidenholzer

Virenregime

Ausgabe: 2021 | 3
Virenregime

Im Gegensatz zu Jenseits von Corona wird in einem aus Österreich stammenden Sammelband namens Virenregime Wirtschaftspolitik stärker akzentuiert. Neben globalen und europäischen Auswirkungen der Coronakrise (mit Lageberichten auch aus außereuropäischen Ländern) werden die Chancen einer Abkehr vom Neoliberalismus bzw. – in den Worten des Ökonomen Walter O. Ötsch – vom „Marktfundamentalismus“ (S. 355) diskutiert. Mit Verweis auf die vertanen Chancen nach der Finanzkrise ist Ötsch nur bedingt optimistisch. Die Politik müsse sich – „im Abtrainieren jahrzehntelanger Versäumnisse – einem neuen Zukunftsdiskurs stellen“ (S. 361). In einem positiven Szenario seien die nächsten Jahre „von einem heftigen Streit gekennzeichnet, was ein gutes Leben ausmacht und was eine menschenfreundliche Wirtschaft auszeichnet.“ (ebd.) Die Philosophin Isolde Charim hält eine Renaissance von Konzepten des Gemeinwohls und eines „Staates der Daseinsfürsorge“ (S. 363) für möglich, doch müsse die Rückkehr des Sozialen ein „politisches Projekt“ (S. 365) sein, denn Seuchen seien nie moralische Besserungsanstalten gewesen, aus denen Menschen geläutert hervorgingen. Weitere interessante Beiträge widmen sich einer aktiven Arbeitsmarktpolitik (in Österreich), der Notwendigkeit von „Sozial(staats)-investitionen“ (Brigitte Aulenbacher) neben Wirtschaftssubventionen, um die Sorgearbeit dauerhaft aufzuwerten. Wir werden sehen, was von all dem Wirklichkeit wird.