Waldemar Zeiler, Katharina Höftmann Ciobotaru

Unfuck the Economy

Ausgabe: 2021 | 2
Unfuck the Economy

„Etwas zu ‚unfucken‘ bedeutet für uns, ein Problem zu lösen“, sagt Waldemar Zeiler, Mitgründer von Einhorn, einem Start-up, das vegane und nachhaltige Kondome und Periodenprodukte verkauft. Auf dem Entrepreneurship Summit 2018 in Berlin hielt Zeiler eine Keynote mit dem Titel „Unfuck the Economy“. Nun hat er ein Buch daraus gemacht, das so frisch und frech daherkommt wie sein Titel, aber vom Autor und seiner Co-Autorin Katharina Höftmann Ciobotaru auf ein solides Fundament gestellt worden ist: Maja Göpel, Frédéric Laloux, Kate Raworth, C. Otto Scharmer und Günter Faltin bilden die geistige Grundlage. Mit dieser Auswahl an Konzepten und Modellen zeigt sich das Buch gut gerüstet für die zentrale Aufgabe, die es sich gestellt hat: Wirtschaft grundlegend neu zu denken. Dabei sucht es eine große Bandbreite an Themen abzudecken: Ungleichheit, Klima- und Biodiversitätskrise, Politik, Arbeit und Corona sind zentrale Themen. Zahlreiche Handlungsempfehlungen für Personen aus diversen Bereichen werden genannt.

Das Buch schließt mit einem Gedankenexperiment des Philosophen John Rawls: Gesetzt ihr hättet die Macht, die Welt zu verändern, aber unter dem „Schleier des Nichtwissens“ wüsstet ihr nicht, mit welcher Hautfarbe, mit welchem Geschlecht und sozialen Status et cetera ihr in diese Welt zurückkehren würdet – „Wie würdet ihr unter dieser Bedingung die Welt gestalten?“ Und das ist die zentrale Botschaft Zeilers: Du kannst die Welt gestalten! Fang an damit! Aber dalli.

Zeiler wendet damit einen Handlungsmodus auf die Gestaltung von Wirtschaft und Gesellschaft an, den man als Start-up-Denken bezeichnen könnte. Es ist eine neue Haltung, an Probleme ranzugehen: mit einem kleinschrittigen, iterativen Vorgehen statt auf die perfekte Lösung, den großen, vorgefertigten Plan zu warten. Dazu gehört auch, die Lösung in erster Linie bei der Ökonomie zu suchen. Bei Zeiler liest sich das zum Thema Klima und Biodiversität dann so: „Da die Wirtschaft der direkte und indirekte Hauptverursacher dieser Klima- und Biodiversitätskrise ist, ist sie auch der Schlüssel zur Lösung.“ (S. 63) Wie das aussehen kann, beschreibt Zeiler sehr anschaulich am Beispiel des eigenen Unternehmens, das versucht, das Bild einer anderen fairen und nachhaltigen Ökonomie konkret werden zu lassen. Das ist spannend zu lesen und unterstreicht den praxisbezogenen Ansatz der Veränderung, den dieser Titel verfolgt.