Umweltschutz zwischen Emanzipation und Faschismus

Ausgabe: 1997 | 1

Der junge Politikwissenschaftler Oliver Geden, selbst in der deutschen Umweltschutzbewegung aktiv, analysiert das Phänomen einer "rechten Ökologie" in zweifacher Hinsicht. Zum einen werden - in ideologiekritischer Perspektive - zentrale Inhalte politisch-ökologischer Theorien auf ihre" Rechtslastigkeit' hin untersucht. Zum anderen nimmt die vorliegende Arbeit Programmatik und Praxis konkreter Umweltschutzverbände in Deutschland ins Visier. Schon der einleitende historische Abriß zur Geschichte der Ökologie reduziert dieses ausgesprochen komplexe Phänomen, das sich zumindest bis ins 19. Jahrhundert zurückverfolgen läßt, auf "rechte" Ausprägungen des Ökologiebegriffs. Ein Kapitel über die Neue Rechte und deren zentrale Ideologeme (Volksgemeinschaft, Lebensschutz etc.) soll die notwendigen Bezugspunkte für die konkrete Analyse formulieren. Gedens Text verweist auf Problembereiche ökologischer Ansätze, die - über das klar deklarierte rechtsextreme Spektrum hinaus - in die etablierte Ökologiebewegung hineinreichen. Dazu zählt etwa die Formulierung autoritärer Gesellschaftsentwürfe (Stichwort: Öko-Diktatur) zur Abwendung ökologischer Krisen oder der unkritische Umgang mit Begriffen wie" Natur" oder" Natürlichkeit", die im Sinne verbindlicher gesellschaftlicher Normen instrumentalisiert werden. Neben der Analyse mehr oder weniger bedeutender Verbände (wie etwa der" Ökologisch-Demokratischen Partei" oder dem "WeItbund zum Schutze des Lebens") widmet sich der Autor Theorien und Schulen aus dem diskursiven Umfeld der politischen Ökologie, beispielsweise der Anthroposophie. Der latente Rassismus, der in Texten des Begründers Rudolf Steiner nachweisbar ist, dürfte zumindest in der deutschsprachigen Fachliteratur noch relativ wenig Beachtung gefunden haben. Die materialreiche Studie, deren Evidenz kompromittierende Zitate (ehemals) führender Exponenten der Ökologiebewegung, von Herbert Gruhl bis Rudolf Bahro, miteinschließt, die personelle, ideologische und organisatorische Verflechtungen der rechten Szene mit der politischen Ökologie dokumentiert, bietet Anlaß zur kritischen Selbstreflexion einer sozialen Bewegung, deren Geschichte sich noch als weites und in vielen Punkten unbearbeitetes Forschungsfeld darbietet. Zu beachten ist freilich, daß Geden ausgesprochen großzügig mit ideologischen und organisatorischen Zuordnungen zum rechten Lager verfährt. Ob sich, wie Schlußwort und Untertitel suggerieren, ideologische Spannungen und Gegensätze in der Ökologiebewegung tatsächlich zu einem Konflikt zwischen "Emanzipation" und "Faschismus" zuspitzen, kann in Zweifel gezogen werden. G. S.

Geden, Oliver: Rechte Ökologie. Umweltschutz zwischen Emanzipation und Faschismus. Berlin: Elefanten Press, 1996.255 S.