Umwelt- und Sozialfaktoren in die Erfolgsbilanzierung

Ausgabe: 1995 | 1

Im unternehmerischen Anspruchsszenario von morgen wird der Forderung nach umweltgerechten Produkten sowie nach weitgehender Vermeidung von Umweltschäden eine bedeutende Rolle zukommen. Neben Kapitalgebern und Arbeitnehmern mit ihren Ansprüchen auf Dividende bzw. angemessene Entlohnung muß künftig den Erwartungen einer umweltsensibilisierten Öffentlichkeit und gesundheitsbewußter Konsumenten entsprochen werden. Eine erweiterte, Umwelt- und Sozialfaktoren berücksichtigende Erfolgsbilanzierung liegt daher nahe. Doch wie soll diese qualifiziert werden?

Die Autoren dieses Bandes - beide sind in der Unternehmensberatung tätig - entwerfen ein ganzheitliches Konzept, das die herkömmliche Erfolgsrechnung (ER) durch die Umweltnutzenrechnung (NR) ergänzt und aus der Integration beider die “zukunftsgerichtetheit" , das heißt, die Legitimation eines Unternehmens ableitet. Dadurch soll transparent werden, welche Unternehmen auch "volkswirtschaftlich betrachtet einen wirkungsvollen und langfristigen Gesamtbeitrag" leisten. Glaubwürdig werden die Vorteile einer umfassenden Erfolgsbilanzierung für die Unternehmen herausgestellt und an der gesamten unternehmerischen Leistungsbzw. Legitimationskette (Produktentwicklung, Materialauswahl, Produktion, Marketing, Logistik, Entsorgung/Recycling) mit bereits existierenden Unternehmensinitiativen demonstriert. Die größte Herausforderung besteht in der Quantifizierung bzw. Monetarisierung nichtfinanzieller Umweltaufwendungen und -erträge (die Autoren versuchen dieses Problem durch konkrete Rechenbeispiele zu veranschaulichen) sowie in der Standardisierung der Bemessungsverfahren, wie sie etwa die geforderte Unternehmensbesteuerung gemäß der Legitimationsrechnung voraussetzt. D~? Ziel der Autoren, Management- und Führungskraften das "harmonische Unternehmen" der Zukunft, welches betriebswirtschaftlichen Erfolg mit gesamtwirtschaftlichem bzw. gemeinschaftlichem Nutzen verbindet schmackhaft zu machen. ist anerkennenswert und didaktisch gut gelungen. Ob die vorgestellte, nichtmonetäre Werte integrierende Unternehmensbilanzierung, die noch dazu auf dem Prinzip der Freiwilligkeit basiert, Fuß fassen wird, bleibt fraglich. Vielmehr ist davon auszugehen, daß veränderte monetäre Ausgangsbedingungen (etwa durch Energiesteuern) zu rascheren und effizienteren Umstellungen in Richtung ökologisches Wirtschaften führen. Um hierfür gerüstet zu sein, ist es aber durchaus lohnenswert, dieses Buch zu lesen.

 H.H.

Fopp, Leonhard; Rüttimann, Rene: Das unternehmerische Legitimationsprinzip. Ein ganzheitliches Steuerungs- und Führungsinstrument für Unternehmen. Zürich: Orell Füssli,  7994. 208 S. DM / sFr 48,- / ÖS 375