Wege zum visionären Unternehmen

Ausgabe: 1994 | 3

Die zentralen Begriffe der wirtschaftswissenschaftlich-literarischen Koproduktion von Magyar/Prange sind: Vision - Fortschritt - Kreativität. Sie sind kausal miteinander verbunden, denn ohne Kreativität entsteht keine Vision, und ohne diese ist Fortschritt nicht möglich. Der allerdings ist wichtig, denn, so die Autoren, jede Stagnation bedeutet Rückschritt und die Probleme von morgen sind nicht mit den technischen Mitteln und Denkschemata von gestern zu lösen. Es geht hier nicht um pseudofortschrittlichen Wachstumsglauben, sondern um aktive Zukunftsgestaltung. Magyar/Prane entwickeln ihre Vorstellungen visionärer (= das Unmögliche denken und dieses Denken letztendlich in die Tat umsetzen) Produktentwicklung, innovativer Betriebsführung und motivierendem Umgang mit den Mitarbeitern engagierter Unternehmen auf zweierlei Weise: Zunächst beschreiben sie innovative Betriebe verschiedener Arbeit.

Beispielsweise Anita und Gordon Roddicks „Body-Shops", die eine begrenzte Anzahl von pflanzlich hergestellten Körperpflegeprodukten anbieten, damit letztlich erfolgreich an die Börse gehen, aber ihrem genannten Grundkonzept weiterhin treu bleiben. Oder die Schweizer Migros, von Gottlieb Duttweiler erfunden, die sich vom kundenfreundlichen Direktverkäufer ab Kleintransporter zur Supermarktkette entwickelte, aber als solche zunehmend seine Mitarbeiter zu (Mit)Eigentümern machte, die Interessen ihrer Kunden (kein Alkohol- und Tabakverkauf) nicht aus den Augen verlor und als Konzern der größte Kulturförderer der Schweiz wurde.

Auf den letzten 60 Seiten des Buches skizzieren die Autoren ihre Vision eines idealen Betriebes mit einem umwelt- und verbraucherorientierten Produkt, das in einem betrieblichen Klima größter Freiheit, Individualität und damit Kreativität hergestellt wird. Zwei Probleme tauchen m. E. mit diesem Buch auf. Zum einen: Wer gewährleistet. dass die Generation der Erben (persönliche oder wirtschaftliche) die innovativen Anliegen fortführen? Zum anderen neigen die Autoren gelegentlich dazu, die Vision an sich als Wert zu proklamieren, ohne zu überprüfen, ob deren Inhalte auf längere Sicht zukunftserhaltend sind.

S. Sch.

Magyar, Kasimir M.; Prange, Peter: Zukunft im Kopf. Wege zum visionären Unternehmen. Freiburg i. Be Haufe, 7993. 3205., DM 78,- / sFr 77,80 / ÖS 609