Sustainable Companies

Ausgabe: 2016 | 4
Sustainable Companies

sustainableDas 2009 von Evelyn Oberleiter und Günther Reifer in Bozen gegründete Terra-Institut arbeitet mit Unternehmen, die sich an Nachhaltigkeit ausrichten wollen. In „Sustainable Companies“ haben die beiden gemeinsam mit dem Kollegen Hans-Ulrich Streit nun einen „Leitfaden“ herausgegeben, der ihren ganzheitlichen Ansatz darstellt, wie „Unternehmen zum Teil der Lösung von Problemen“ (S. 14) werden können. „Jede Reise beginnt mit einer akkuraten Standortbestimmung“ (S 21), so das Beraterteam, das mit Peter Senge vom Bild einer die Wirklichkeit verzerrenden Blasenbildung des industriellen Zeitalters ausgeht: „Umso größer die scheinbare Welt innerhalb der Blase wird, umso weiter entfernt sie sich von der ´wirklichen´ Wirklichkeit“. (S. 33) Eine Blase sei daher gekennzeichnet durch zunehmende Fehlwahrnehmungen:  „Die Krise, in der wir uns heute befinden, könnte man demnach als unbeabsichtigtes Ergebnis von ungeprüften Annahmen betrachten, die dem Denken der modernen Industriegesellschaft zugrunde liegen.“ (ebd.)

Mit Otto Scharmer werden acht solcher Blasen ausgemacht: die Finanzblase (Abkopplung der Finanz- von der Realwirtschaft), die Unendlichkeitsblase (Wachstumslogik), die Verteilungs- und Besitzblase (zunehmende Ungleichverteilung), die Führungsblase (zunehmende Steuerungsdefizite), die Konsumblase (Abkopplung des Konsums vom Wohlbefinden), die Demokratieblase (Verlust an Selbstwirksamkeit), die Eigentumsblase (Übernutzung von Gemeingütern) sowie die Technologieblase (Entkopplung der Technik von sozialen Bedürfnissen). Das Erkennen dieser Blasen ehe sie platzen sei daher, so die AutorInnen, grundlegend für einen Wandel in Richtung Nachhaltigkeit und müsse auch am Anfang jedes Nachhaltigkeitsprozesses in einem Unternehmen stehen. Denn es gehe nicht  nur darum, die Dinge richtig, sondern die richtigen Dinge zu tun. Das Leitziel, Marktführer in einer Region oder Branche zu werden, würde dann beispielsweise abgelöst von der Frage, wie wir als Unternehmen am besten zum Gemeinwohl einer Region beitragen können.

In einem siebenstufigen Prozess – von den Autor-Innen in der „Terra-Blume“ illustriert – wird der „Mission“ bzw. „Vision“ sowie der „systemischen Zugehörigkeit“ daher ein zentraler Stellenwert beigemessen, der der Suche nach den geeigneten Produkten sowie der „operativen Exzellenz“ vorge- lagert sein müsse. Neben den Kunden, Belegschaften, Partnerunternehmen (Zulieferer) spiele die Einbettung des Unternehmens in die Region bzw. das „übergeordnete System“ eine wichtige Rolle bei der Ausrichtung als „Sustainable Companies“. Gesetzt wird selbstverständlich auf nachhaltige Produkte und Dienstleistungen („Circular Economy“), aber auch auf ein „Wertangebot“ durch Unternehmen, eine „Ausrichtung am Sinn“, die auch zu einer neuen Beziehungskultur führe, sowie auf neue Unternehmensnetzwerke, die Verantwortung („advocacy“) übernehmen und zu Veränderungsknoten („Transition Cells“) werden. Mit Jorgen Randers gehen die AutorInnen aber davon aus, dass freiwillige Maßnahmen nicht reichen werden. Politische Regulierungen seien notwendig, um sicher zu stellen, „dass wir die notwendigen Veränderungen unternehmen“; begleitet sein müsste dieser Prozess von dem Paradigmenwechsel weg von dem, „was am Profitabelsten ist, hin zu dem, was gesellschaftlich betrachtet am Notwendigsten ist“ (S. 240).

Das Buch zeigt Wege auf, wie Unternehmen Teil einer Bewegung für den Wandel hin zu Nachhaltigkeit werden können, ohne der Gefahr des Greenwashing bzw. lediglich kosmetischer Ökomaßnahmen zu unterliegen. Hans Holzinger

Bei Amazon kaufenOberleiter, Evelyne; Reifer, Günther; Streit, Hans-Ulrich: Sustainable Companies. Wie Sie den Aufbruch zum Unternehmen der Zukunft wirksam gestalten – ein Leitfaden. München: oekom, 2016. 243 S., € 19,95 [D], 20,60 [A] ISBN 978—3-86582-795-2