Jean François Billeter

Skizzen

Ausgabe: 2019 | 2
Skizzen

„Uns droht eine nicht mehr rückgängige Katastrophe. Herbeigeführt wird sie von dem System, über das wir jegliche Kontrolle verloren haben und das im Begriff steht, nicht nur was an politischer Freiheit hie und da noch übrig bleibt, sondern das Subjekt als solches zu vernichten.“ (S. 70) Der Philosoph Jean François Billeter beschreibt die aktuelle Weltlage als verheerend, legt detailliert dar, wie es soweit kommen konnte und ruft zu neuen Denk- und Handlungsmustern auf, um das „menschliche Abenteuer“ vor dem Scheitern zu bewahren. In 50 Skizzen – nach musikalischem Vorbild aufgeteilt in einen zweiteiligen Suitensatz und der Gattung treubleibend mit Verzierungen geschmückt – gestaltet er ein lockeres Ideengerüst, das sich die Freiheit der Subjektivität nimmt, Meinungen autoritär setzt und zugleich ein Gesprächsangebot ist. Der historisch-politische Teil folgt dem philosophischen und widmet sich auch Europa. Nicht zuletzt hier sieht Billeter die Systemstrukturen des Kapitalismus als größtes Problem, aber: „Die Europäer wären imstande, das Problem zu lösen, wenn sie erneut bei der Aufklärung ansetzen und vertiefen wollten. Sie besitzen eine unvergleichliche Tradition kritischen Denkens, praktischer Demokratie und politischer Erfindung. Und es ist auch deshalb in Ihrem Interesse sich über ein solches Vorhaben zu einigen, weil keine europäische Nation groß genug ist, es alleine zu verwirklichen.“ (S. 93)