Alltagssituationen, Begegnungen und andere Zufälligkeiten dienen dem Autor, der seit vielen Jahren in der kirchlichen Jugendarbeit tätig ist, als Anlaß für die Beschreibung seiner Perspektiven für das kommende Jahrtausend. Josef Griesebeck wählte nicht nur einen außergewöhnlichen Zugang, wenn er sich etwa mit den Menschen, dem Zusammenleben in Ehe und anderen Formen der Zweisamkeit, dem Miteinander in der Demokratie beschäftigt, sondern verblüfft auch oft mit seinen Aussagen. Warum, so Griesebeck, wird beispielsweise auf dem Mehrheitsweg entschieden, daß Atomkraft die „sauberste Lösung” ist, „obwohl die Kilowattstunde Atomstrom unter Berücksichtigung aller Folgekosten auf knapp 4 Mark kommt [nach einer Studie der Basler Prognos AG, 1997]” (S. 36). Zudem erfährt der Leser, daß etwa in Indien 10 Mio. Kinder im Sklavendienst stehen, während ein Basketballspieler vom Sportschuh-Produzenten Nike pro Jahr 200 Mio. US$ erhält, die 12.000 indonesische Arbeiterinnen in den Schuhfabriken hingegen nur 10 Mio. US$ (das ergibt einen Jahresgehalt von 830 US$ pro Arbeiterin).
Geht es um die Zukunftsperspektiven, kann Griesbeck angesichts der vielfältig drohenden Ökokatastrophen seine pessimistische Einschätzung nicht verhehlen. Ganz im Sinne Robert Jungks hält er aber den kleinen verbleibenden Rest an Optimismus für lohnenswert, um gegen die Bedrohung anzukämpfen. Seine Vorschläge für die Zukunft beschäftigen sich wiederum nicht mit großen, spektakulären Ansätzen oder gar Lösungen. Er begnügt sich mit scheinbar kleinen Dingen wie das Teilen von den Gütern dieser Welt oder von Arbeit, was seiner Ansicht nach wieder neu gelernt werden müßte. „Jeder Mensch ist Teil dieser Gesellschaft und hat somit ein Recht, Anteil am Gesamtkuchen zu nehmen.” Griesbeck wünscht sich auch Orte zum Ausruhen und nicht zuletzt eine „Verbraucherdemokratie”: „Nötig seien Verbraucherräte und Marktwahlen. Die Verbraucher sollten angeben, in welchen Proportionen sie Güter welcher Branchen haben wollen und welche sie nicht wollen.”(S. 205) Schließlich macht er zum Thema Mut auf eine Bandbreite von meist unbedachten Zusammenhängen aufmerksam: Er spricht von Lebens-mut, An-mut, Wage-mut, De-mut und Löwen-mut als Motor der Veränderung A. A.
Griesbeck, Josef: Schritte ins neue Jahrtausend. Würzburg, Echter-Verl., 1998. 208 S., DM 32,- / sFr 30,- / öS 234,-