Regionalisierung als Antwort auf Globalisierung?

Ausgabe: 1997 | 2

Daß, wie Bernd Hamm in der Einführung zu der an seinem "Zentrum für Europäische Studien" in Trier veranstalteten Tagung feststellt, ”Globalisierung weder nur die Ausbreitung einer Weltkultur (...)noch nur das Diktat der internationalen Finanzmärkte ist, Regionalisierung wiederum nicht ausschließlich als Gegenkonzeptverstanden werden kann, sondern daß zwischen den beiden Polen ein Dichtes Geflecht von Wechselbezügen herrscht, machen die hier versammelten sechs Referate deutlich. Peter Mettler, Gesellschaftswissenschaftler u. a. in Wiesbaden, beschäftigt sich eingangs mit fünf wesentlichen Aspekten der Globalisierung (Wirtschaft, Wissen und Können [nicht Technologie und Wissenschaft!] Telematik, [ausschließlich der westlichen?] Kultur und Kriminalität) und sieht als Resultat der politischen Globalisierung sechs bestimmende Kräfte der Zukunft: China, Indien, die islamische Welt, Südostasien (unter japanischer Vorherrschaft). den amerikanischen Kontinent und Europa. Im Folgenden setzen sich Thomas Heberer ("Asien und der Westen") sowie v. a. Tajudeen A. Raheen, Generalsekretär der Panafrikanischen Bewegung, kritisch differenzierend mit dem Globalisierungskonzept des Westens auseinander. Vor allem aus afrikanischer Sicht wird deutlich, daß mit dem neuen Wort nach wie vor alte Strategien imperialen Zugriffs kaschiert bzw. ausgebaut werden, die fundamentalistische Gegenbewegungen ebenso auf den Plan rufen wie das Bemühen um (überregionale und über-)staatliche Kooperationen, daß lokale Ökonomien keineswegs nur Randphänomene im sich beschleunigenden Prozeß weitumspannenden Wirtschaftens sind, sondern auch das Potential zur Lösung bzw. Abfederung ökonomischer, ökologischer, sozialer und politischer Folgeerscheinungen in sich haben, stellen Peter Moll und Christa Müller in je unterschiedlicher Gewichtung dar: Während ersterer einige konkrete Beispiele lokaler Ökonomie beschreibt (Nachhaltige Regionalentwicklung Trier, Biosphären-Reservat Rhön u.a.m.) wirbt letztere, mit besonderem Hinweis auf Karl Polanyi, für die "Wiedereinbettung der Ökonomie in die Gesellschaft". Schluß- und Höhepunkt des Bandes sind m. E. Wolfgang Sachs' Überlegungen zur Differenz von ”Space" und ”place" und sein Plädoyer für einen "kosmopolitischen Lokalismus", der in vier konkreten Utopien - Bioregionalismus, Regionalwirtschaft, lokale Demokratie und Nachbarschaftlichkeit - Gestalt annehmen könnte. W Sp.

Regionalisierung als Antwort auf Globalisierung? Vorträge des 2. ZeS-Kolloquiums vom 17.06.1996. Hrsg. v. Sabine Kratz. Trier: Univ. Ttiet; 1996. 91 S., DM / sFr 10,- / öS 73

 

Weiterführender Literaturhinweis: Wissenschaft und Technologie für acht Milliarden Menschen. Europas Verantwortung und Zukunft. Hrsg. v.Peter Mettler. Opladen: Westdt Verl.,1997. 265 S.