Das Fahrrad als Konkurrent des Automobils feiert gegenwärtig eine Renaissance. Vielerorts fehlen aber noch die richtigen "Konzepte für den Radverkehr". Der Autor zeigt in seinem Buch, wie groß die Chancen des Fahrrades sind, vor allem in der Stadt zur mobilen Alternative zu avancieren. Neben der historischen Entwicklung, den in- und ausländischen Erfahrungen in fahrradfreundlichen Städten und Ländern liefern auch aktuelle Forschungsergebnisse wichtige Hinweise, wo erfolgversprechende Konzepte ansetzen könnten.
Eine Reihe zukunftsweisender Beispiele zeigt, daß Fahrradförderung angesichts der drängenden Umwelt- und Unfallprobleme nicht Selbstzweck sein kann. Andererseits können viele existierende Infrastruktureinrichtungen aus Sicht der Radfahrer keineswegs positiv bewertet werden. Eingriffe in autoorientiert gewachsene Strukturen sind in vielen Fällen nicht möglich. "Einzelne isolierte Maßnahmen reichen zur wirksamen Förderung des Fahrradfahrens nicht aus, mit einigen neuen Radwegen ist es nicht getan."
Der gegenwärtige Trend zum Rad wird noch wachsen. Daß das Fahrrad selbst gegen starke Konkurrenz bestehen kann, zeigt u. a. auch, daß es um die Jahrhundertwende mit der Technisierung des Verkehrs nicht völlig in der Versenkung verschwunden ist. Der hier vorgetragene Aufruf richtet sich an alle Politiker, Verkehrs- und Stadtplaner, radfahrgerechter zu planen und sich bei politischen Zielkonflikten in Zweifelsfragen für den Fahrradverkehr einzusetzen, um gemeinsam mit den öffentlichen Verkehrsmitteln zur Entlastung vom Autoverkehr beizutragen". Auch Gesetze und Programme sowie die Schaffung spezieller Institutionen können nach Ansicht Brachers zur Förderung des Radverkehrs beitragen. Notwendig ist aber die Einbeziehung von Einzelmaßnahmen in ein Gesamtkonzept zur wirkungsvollen Fahrradförderung, zu der auch Industrie, Verbände und Parteien aufgerufen sind.
Der neue Fahrradboom scheint vielerorts getrübt. In manchen Städten schimmert das Rad als Symbol des Umweltschutzes im Qualm der Autoabgase nur schemenhaft durch. Die Auto-Technisierung feiert gegenwärtig im Projekt „Prometheus" einen neuen Aufschwung. Die Zahl der Autos nimmt ständig zu. Da sage noch einer, Radfahren (v. a. in der Stadt) sei gesund.
Bracher, Tilman: Konzepte für den Radverkehr. Fahrradpolitische Erfahrungen und Strategien. Bielefeld: Bielefelder Verl. 1987.216 S. DM 29,80/ sfr 25,30 / öS 232,40