Autogesellschaft - die Sackgasse Straßenverkehr

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Die totale Autogesellschaft wird vom Autor "als eine sektorielle ,zivile' Konkretisierung von Rosa Luxemburgs Vision der Barbarei als logischer Konsequenz des Kapitalismus" bezeichnet. Seine Kritik an der Autogesellschaft ist demnach eine in erster Linie materialistische. Eine der Hauptgründe für die Durchsetzung des Autos und des Straßenverkehrs ist das Ziel, kurzfristig maximale Profite zu erwirtschaften. Weiters gab es wichtige militärische Optionen für den Transport auf der Straße. "Schließlich und letztlich sind sozialpolitische und massenpsychologische Faktoren zu nennen, die den Straßenverkehr als ,ideale' Verkehrsorganisation in der bürgerlichen Gesellschaft erscheinen lassen und die in diametralem Gegensatz zu gewissen egalitären Tendenzen beim Transport auf der Schiene stehen." Wolf beschreibt diese Tendenzen und entkräftet den Vorwurf der Gleichmacherei der Transporttechnologie Eisenbahn. Das 1.- und 2.-Klasse-Denken ist so alt wie die Bahn. Gerade zu Beginn hat man versucht, "nur solche Linien zu konzessionieren, die ausschließlich blaues Blut in Reisefieber-Wallung brachten". Die Verstaatlichung der Bahn erfolgte erst, als Kapitalinteressen sich auf die neue Transportform Auto stürzten.

Ein Jahr nach "Eisenbahn und Autowahn" mokiert sich Wolf über allerlei Jubelrufe in den Buchbesprechungen auch von Seiten der Autolobby. Seine damals vorgetragenen Einwände gegen die aktuelle Autogesellschaft und Verkehrspolitik der deutschen Bundesregierung soll nun nochmals an drei Beispielen konkretisiert werden.

(1) Kritik der Verkehrssituation einer mittelgroßen süddeutschen Region und Entwicklung einer alternativen Verkehrsorganisation, wobei das 1959 zu Tode konkurrierte "Bähnle" in Ravensburg neu aufersteht.

(2) Kritik an der geplanten Bundesbahn-Hochgeschwindigkeitsstrecke Köln/Frankfurt/Main. Obwohl der Autor einschränkend alles befürwortet, was zur Förderung des Schienenverkehrs beiträgt, wendet er sich gegen das kaum finanzierbare Prestigeobjekt einer Hochgeschwindigkeitsstrecke.

(3) Kritik am geplanten Bau eines weiteren Auto-Elb-Tunnels in Hamburg, der dem Prinzip folgt: mehr Straßen - mehr Verkehr - mehr Lärm und mehr Abgase - mehr Verkehrsopfer - neue Staus und somit neue Straßen.

Nach Wolf verdient der Verkehr 2000 eher das Etikett "Chaos 2000". Dem Krieg der Sterne geht der Krieg auf der Straße voraus.

Wolf, Wilfried: Sackgasse Autogesellschaft. Höchste Eisenbahn f. Alternative. DIE GRÜNEN (Hrsg.). Frankfurt/M.: isp-Verl., 1988. 126 S. DM 12,80/ sfr 10,80/ öS 99,80