Politik der Elektrizitätswirtschaft in Österreich

Ausgabe: 1991 | 3

Zur Charakterisierung der Auseinandersetzung zwischen wachstumssorientierten Wirtschaftskonzepten und industriekritischen Ansätzen hat sich in der politökonomischen Literatur der Begriff "Paradigmenwechsel" etabliert. Diesen Paradigmenwechsel analysiert der Politikwissenschaftler Kok anhand der E-Wirtschaft in Österreich. Er gliedert deren Entwicklung seit 1945 in drei Abschnitte, denen er die jeweils entsprechenden Politikmuster zuordnet. So war die erste Phase ("Elektrizitätswirtschaftspolitik als Kraftwerksbaupolitik") vom Wachstumskonsens aller Parteien und Interessenvertretungen bestimmt. Mit den Energiekrisen der siebziger Jahre und dem In-Frage-Stellen des Zusammenhangs von Wirtschaftswachstum und Energieverbrauch begann der zweite Abschnitt der Entwicklung der E-Wirtschaftspolitik. Bürgerinitiativen traten als neue Akteure auf, die mit einer Politisierung des Energiebereiches zum Aufbrechen der Wachstumskoalition beitrugen (die bekanntesten Beispiele dafür sind Zwentendorf und Hainburg). Die Parteien begannen sich zunehmend von den Sozialpartnern zu emanzipieren. Die Reformvorhaben der achtziger Jahre (die dritte Phase) brachten allerdings keine substantiellen Veränderungen, sodass die gegenwärtige Situation durch Stagnation und Nicht-Entscheidungen der politischen Eliten in einer Zeit der sich ändernden politischen Kultur (Lagererosion, Wertewandel, etc.) geprägt ist. Neben diesen politologischen Aspekten behandelt Kok auch wirtschaftliche und technische Fragen und diskutiert energiepolitische Alternativen. Als größter Vorzug dieser Studie erweist sich ihr interdisziplinärer Ansatz, der es Kok erlaubt, industriekritische Aspekte unterschiedlicher Disziplinen auf einen Politikbereich zu konzentrieren. Ihr größtes Manko liegt in der oft zu technizistischen Sprache und der Überfüllung mit Details. 

Kok, Franz: Politik der Elektrizitätswirtschaft in Österreich. Vom Wachstumskonsens zur Krise. Baden-Baden: Nomos, 1991. 377 S., (Nomos Universitätsschriften: Politik; 10) DM 68,- I sFr 57,60 löS 530,40