"Wir wollen nicht weniger als die Abschaffung des Kapitalismus mit seinen patriarchalischen Herrschaftsstrukturen". so eine der unmißverständlichen Thesen der streitbaren Umweltaktivistin und Mitbegründerin der Grünen in der BRD. Entgegen einer sich breitmachenden „Yuppifizierung des Denkens" hält Jutta Ditfurth an der Überzeugung fest, daß die ökologischen Herausforderungen nicht von der sozialen Frage und beide nicht von der Kritik am kapitalistischen Wirtschaftssystem und dem ihm untergeordneten Wissenschafts- und Forschungsbetrieb zu trennen sind. Die Zurückdrängung der politischen Erfolge der sozialen Bewegungen der 70er und 80er Jahre - einschließlich der feministischen - demonstriert die Autorin am Vormarsch der .Destruktivkraft Reproduktions- und Gentechnologie", gegen den es bislang kaum organisierten Widerstand gebe, sowie an der "Renaissance" der (deutschen) Atomwirtschaft und deren Expansion Richtung Osten; die Ausbreitung einer "rasanten Rechtsentwicklung" in Gesellschaft und Politik illustriert sie exemplarisch an der zunehmenden Anfälligkeit der Ökoszene für Esoterik und ökofaschistisches Gedankengut. Letzteres entzünde sich - wie etwa bei Herbert Gruhl („Ein Planet wird geplündert") - besonders an der allseits beschworenen Gefahr der Bevölkerungsexplosion in der Dritten Welt (für die Ditfurth übrigens den neutralen Begriff „Trikont" verwendet und damit die "drei von den kapitalistischen Zentren unterentwickelt gehaltenen Kontinente Asien, Zentral- und Südamerika sowie Afrika" meint). Als einzig sinnvolle Gegenstrategie sieht die Autorin das Beharren auf klaren, linken Analysen, um "schlechte politische Zeiten wenigstens ohne verblödeten Kopf zu überstehen". Mit dem vorliegenden Buch ist ihr dies hervorragend gelungen. "Feuer in die Herzen" wird getragen von der sozialen Utopie selbstbestimmten Lebens und Arbeitens jenseits des zerstörerischen Wachstumszwanges des kapitalistischen Wirtschaftens und schließt mit Perspektiven für eine ökologische linke Opposition in der BRD.
Jutta Ditfurth versteht es zu polarisieren, wo andere, etwa rotgrüne Koalitionen oder Heilslehren der Esoterik, soziale und politische Widersprüche glätten. Wenn die 90er Jahre das Jahrzehnt des" Kampfes gegen die falschen Lösungen" werden, wie ein von Ditfurth zitierter Greenpeace-Aktivist prophezeit, so liefert dieses Buch mit seinen scharfsinnigen Recherchen, Analysen und Warnungen einen wertvollen Beitrag dazu. H. H. Politik: BRD Ökologie: politische
Ditfurth, Jutta: Feuer in die Herzen. Plädoyer für eine ökologische linke Opposition. Hamburg: Carlsen, 1992. 335 S., DM 36,- / sFr 30,50/ öS 281