Plädoyer für Gelassenheit

Ausgabe: 2014 | 1

Das neue Buch von Mathias Horx ist eng verwandt mit Micael Dahléns „Nextopia“. Beide verströmen einen Zukunftsoptimismus, der versucht ansteckend zu sein. Horx macht dies in bekannter Manier. Er trägt Argumente zusammen, sortiert diese und entwickelt auf der Basis dieser Erkenntnisse seine These. Es ist schwierig diese genau zu benennen, denn Horx kreist um sein Thema, deutet immer wieder an, wo er Problem und Lösung sieht, verleiht seinem Argument aber nicht die logische Schärfe, die beeindrucken könnte.

Sein Argument ist, dass wir Menschen Grund zum Optimismus haben, aber durch bestimmte Kulturen davon abgehalten werden, auch wirklich optimistisch zu sein. Was er damit meint: Zum Beispiel den Club of Rome. Horx kritisiert, dass das Weltmodell im berühmten Bericht „Grenzen des Wachstums“ bei so gut wie allen Durchläufen Katastrophen vorhersagen musste. „Den großen Zusammenbruch zu vermeiden, war so unwahrscheinlich, wie einen Zug auf gerader Strecke in zehn Metern zum Halten zu bringen.“ (S. 95) Im Gegensatz dazu sei 1979 der Bericht „Facing the Future“ der OECD erschienen, der zwar keine krisenfreie Zukunft vorhersagte, aber „mehr Variablen antizipierte“ und Anpassungsprozesse berücksichtigte. Horx kommt auf den Punkt – nicht indem er sich auf die Debatte zwischen den beiden Modellen einlässt –, sondern indem er fragt: „Hat irgendjemand jemals von „Facing the Future“ gehört?“ (S. 98). Es gebe eine Neigung zur apokalyptischen Weltsicht. Der Bericht des Club of Rome sei fest verankert in den Köpfen der Menschen. „Ein Zukunftszerrbild, das unentwegt Angst produziert, und uns immer in dieselben Denkfallen stolpern lässt. `Die Grenzen des Wachstums´ haben zu jener Weltuntergangsparanoia beigetragen, die heute unsere Kultur immer mehr zu durchdringen scheint.“ (S. 99)

Horx‘ Optimismus grenzt sich vom Technikoptimismus der Transhumanisten ab. Diese Gruppe von Denkern, von denen Ray Kurzweil der bekannteste ist, rechnet damit, dass die technologische Entwicklung die Evolution des Menschen übertreffen wird. Horx denkt, dass diese Entwicklungen keineswegs so schnell und dramatisch sein werden. „In einem Zeitraum von zehn Jahren verändern sich 80 Prozent überhaupt nicht“, nennt er eine Faustregel, 16 Prozent variieren und nur 4 Prozent seien wirklich neu. (S. 171).

Horx beschäftigt sich an einigen Stellen auch mit den Methoden der Zukunftsforschung. Er unterscheidet Events in der Zukunft und Trends. Ereignisse in der Zukunft könne man vorhersagen: Das bedeutet, dass man wisse, dass etwas mit einer bestimmten Wahrscheinlichkeit eintritt (wann, was und wo, ist nicht bestimmbar). Trends können hingegen anhand von Modellen dezidiert berechnet und dargestellt werden (S.29).

Das Buch ist ein Plädoyer, das leicht zu lesen ist, das aktuelle Literatur aus verschiedenen Bereichen verarbeitet und als Basis nützt. Es ist ein Plädoyer auf der Basis von an anderer Stelle publizierten Fakten. Zu den Fakten fügt es wenig hinzu, erhebt diesen Anspruch auch nicht. Es selektiert, sortiert und argumentiert. S. W.                           

Horx, Matthias: Zukunft wagen. Über den klugen Umgang mit dem Unvorhersehbaren. München: Dt. Verl.-Anst., 2013. 312 S., € 19,90 [D], 20,50 [A], sFr 27,90 . ISBN 978-3-421-04444-0