Wir schreiben den 20. Juli 2019, den 50. Jahrestag der ersten Mondlandung. Ein Raumfahrtveteran, Bewohner der Mondbasis, lässt in einem Brief die letzten Jahrzehnte Revue passieren. Er erzählt eine Geschichte der menschlichen Entdeckungsreisen. Es folgt eine Interpretation der Apollo-Mondlandung aus der Sicht des Jahres 2019 mit leicht ironischem Unterton bezüglich der damaligen Weltanschauungen. Weiters gibt Clarke die Antrittsrede des Präsidenten der Vereinigten Staaten vom Januar 1993 wieder. Damit endet im eigentlichen Sinne der Science-Fiction zuzurechnende Textteil. Die anschließenden Kapitel geben mögliche Entwicklungen bis zum Jahr 2019 wieder. Zwar entbehrt die Beschreibung über weite Passagen auch hier nicht des spekulativen Charakters, doch lässt Clarke zwischendurch Wissenschaftler und Forscher der Gegenwart zu Wort kommen. Die so erarbeiteten Prognosen für den relativ kurzen Zeitraum von 30 Jahren erscheinen durchaus realistisch. Im Krankenhaus der Zukunft haben Computer die ärztliche Versorgung übernommen. Die Menschen gehen bis an ihr Lebensende zur Schule. Freizügigkeit und Freizeit sind unermesslich, weil alle körperlichen, zeitraubenden und eintönigen Arbeiten von Robotern übernommen werden. Auch das Sexualverhalten hat sich grundlegend verändert. Der Tod im nächsten Jahrhundert wird weniger zu fürchten sein. Der »Dritte Weltkrieg~ wird wahrscheinlich ein ganz ordinärer »konventioneller« Krieg in Mittel- und Westeuropa. Er wird von High- Tech-Kampfmaschinen ausgefochten, jedoch entschieden durch menschliche Faktoren. Skeptisch äußert sich Clark bezüglich des Weiterbestehens der Vereinten Nationen bis ins Jahr 2019. -Und wenn wir auf diesem Planeten einmal eine globale Familie sind, werden wir die Vereinten Nationen nicht mehr brauchen.« Clarkes »Spekulationen« oder besser Oberlegungen sind vordergründig von technologischen Innovationen geprägt. Gleichzeitig beleuchteter jedoch eindringlich die gesellschaftlichen Konsequenzen einer Technologie der Zukunft. Im meisterhaft angelegten Wechselspiel zwischen faktenbezogener Zukunftsvision und phantasiebetonter Fiktion, gelingt es ihm - dem Anspruch im Vorwort gerecht zu werden - »die Grenzen des Möglichen abzustecken«. Gleichzeitig räumt er ein, dass solche visionären Zukünfte eine Art »self-fulfilling prophecy« sein könnten.
Clarke, Arthur C.: 2019-07-20. Ein Tag im 21. Jahrhundert. Berlin (u.a.): Ullstein, 1987. 320 S.