
Kann Großzügigkeit die großen Probleme der Gegenwart lösen? Der Ökonom Fred Luks stellt sein Konzept der Ökonomie der Großzügigkeit im gleichnamigen Buch zur Diskussion und distanziert sich dabei von bisherigen wirtschaftspolitischen Zielsetzungen wie Effizienz und Wachstum. Zugleich übt er aber auch Kritik an der Strenge im Nachhaltigkeitsdiskurs, welche durch lustfreien Moralismus ebenso wenig zur nachhaltigen Transformation beitragen könne. Es ist die Suche nach dem Mittelweg, nach einem Kompromiss von Wachstum und Nachhaltigkeit und dabei wird deutlich, dass es möglich sein muss, Zielsetzungen an die jeweiligen Gegebenheiten anzupassen.
So könnte wirtschaftliches Wachstum nicht ausschließlich am BIP gemessen werden, sondern vielmehr an der Frage, „ob wirtschaftliche Leistungsfähigkeit, soziale Fairness und ökologische Nachhaltigkeit gut balanciert zusammengebracht werden können“ (S. 84). Ein tiefergehendes Problem konstatiert der Autor unserem Verhältnis zur Effizienz. Dabei geht der Autor keinesfalls dogmatisch vor, vielmehr sollte sich das Verständnis von Konzepten wie Effizienz wandeln, Luks spricht in diesem Kontext auch von der Suche nach dem rechten Maß. Dieser Zugang ist kein rein theoretisches Konzept, denn als Reaktion auf Covid-19 sowie dem Ukrainekrieg wurde wirtschaftspolitisch bereits Resilienz der Effizienz gegenüber höher gewichtet. „Besonders deutlich wird das auf dem Gebiet des internationalen Handels. Hier haben mittlerweile effizienzkritische Positionen, die noch vor wenigen Jahren als absurd gegolten hätten, eine erhebliche Sichtbarkeit erreicht“ (S. 128).
Einen konkreten Handlungsplan legt Luks nicht vor, denn man könne die vielen Wechselwirkungen zwischen Wirtschaft und Gesellschaft eben nicht einfach so voraussagen, ebenso wenig man ein striktes Nachhaltigkeitsprogramm planen solle, für welches etwa der gesellschaftliche oder auch politische Rückhalt fehlt. Vielmehr braucht es den im Buch dargestellten großzügigen oder anders formuliert flexiblen Zugang, um eine nachhaltige Wirtschaftsweise zu etablieren, die mit den zum Teil unvorhersehbaren Entwicklungen unserer Zeit vereinbar ist.