Ökologie im AIltag - Problemlösungen in der Realität

Ausgabe: 1995 | 2

Bekanntgeworden als Mitautorin der Studie "Die Grenzen des Wachstums" (1972) legt Donella H. Meadows hier die gesammelte Ausbeute ihrer Tätigkeit als Kolumnistin in globalen Umweltfragen vor. Die Systemforscherin, ausgebildet an der renommierten Harvard-Universität und am Massachusetts Institute of Technology, gab für diese öffentlichkeitswirksame Aufgabe 1985 ihre langjährige Professur an der amerikanischen Elite-Universität Dartmouth College auf und zog sich auf ihre Schaffarm zurück. Von dort aus nutzt sie ihre wöchentlich erscheinende Kolumne “The Global Citizen", um ihrem Ziel näherzukommen: Die Gesellschaft zum Umdenken zu bewegen, und zwar über die qualitätsvolle, gezielte und sehr persönliche Berichterstattung in Massenmedien. In jeweils 800 Wörtern bringt sie Fakten, erzählt Geschichten und malt aus, wie sich mögliche Problemlösungen in der Realität auswirken könnten.

Dabei greift sie auf Erfahrungen aus ihrem Farmalltag, aus dem Garten, der Universität oder dem Gemeinderat zurück. Ihr Diskurs führt den Leser auf ökologische Farmen in Kalifornien, zur Ölpipeline nach Alaska, zur Sondermüllbeseitigung nach Dänemark und sogar auch Österreich: zum "sichersten Atomkraftwerk" in Zwentendorf sowie zum "Internationalen Institut für Angewandte Systemanalyse" (IIASA) in Laxenburg bei Wien. Bei all ihren Betrachtungen setzt die Autorin Denkansätze der Systemforschung ein und zieht aus präzisen Fakten oft überraschende Schlußfolgerungen. Wo immer es geht, stellt sie Menschen in den Mittelpunkt ihrer Betrachtungen und nutzt ihre eigenen Erfahrungen, um zu allgemein gültigen Konsequenzen zu gelangen. Ganz im Sinne ihrer Zukunftsorientierung sucht Meadows bei all ihren Beispielen nach Wegen zu einer nachhaltigen Lebensweise. Sie zögert nicht zu erklären, daß die Suche nach Alternativen des selbstzerstörerischen Wachstums im ersten Buch "Die Grenzen des Wachstums" zu kurz gekommen seien. Aber, so die Autorin, hier habe sich ja in den vergangenen Jahrzehnten viel an Wissen und Erfahrung angesammelt, auf die sie nun aufbauen könne. Donella Meadows läßt sich auch von den selbst für sie bisweilen ernüchternden Ergebnissen ihrer Recherchen nicht entmutigen: So fand sie etwa heraus, daß ihre liebste Geschichte „Der Mann. der Bäume pflanzte", vom französischen Romanicer Jean Giono nicht wirklich beobachtet sondern erfunden wurde. Die Botschaft hat aber gewirkt: "Eine Fiktion, die Tausende Menschen dazu angeregt hat, jeden Tag etwas zu tun, was dem Pflanzen von 100 Eicheln gleichkommt." So wird auch durch Schreiben die Welt verändert.

R.M.

Meadows, Donella H.: Die veruntreute Erde. Ökologie im AIltag. Stuttgart: Dt. Verl.-Anst., 1995. 2535., DM / sFr 29,80/ ÖS 233