Urbanes Wachstum als Herausforderung für die Menschheit

Ausgabe: 1995 | 1

Eine große Herausforderung für die Menschheit stellt eine ausgewogene Antwort auf bislang nie dagewesenes urbanes Wachstum und das intelligente Management urbaner Siedlungen dar. Das 20. Jahrhundert nahm seinen Anfang mit etwa einem Dutzend von Städten mit jeweils 1 Mio. Einwohnern; es wird enden mit einigen hundert Städten dieser Größe und 28 urbane Regionen umfassen, deren Bewohnerzahl eine Herausforderung von mehr als 8 Mill. dargestellt, womit sie als" Megastädte" klassifiziert sind.

Die größte Zahl dieser Megastädte und die am raschesten wachsenden befinden sich in den Entwicklungsländern, wo sie als nationale und regionale Maschinen des Wirtschaftswachstums, der Kreativität, der Behausung und als Quellen der Umweltbelastung fungieren. Das Buch basiert auf einer Konferenz in Tokio vom Oktober 1990 und ist das Startprojekt des UNU-Programms über Wachstum und Management von Megastädte. Enthalten sind Darstellungen über Wachstum der 28 Megastädte im Zeitraum von 1950 bis 2000 (London war 1950 der Welt zweitgrößte Stadt; im Jahr 2000 wird es nicht mehr unter den Top 28 erscheinen), Änderungen der Arbeitsbedingungen und der Mobilität in Asien, die Auswirkung des sich wandelnden technisch-ökonomischen Paradigmas auf das System der Welt-Städte, Technologiepolitik in der Stadt der Zukunft (v. George Bugliarello). Auswirkungen auf das Sozialwesen und die Wohlfahrt bei der Entwicklung von Megastädten, die Folgen für Familien- und Haushaltsentwicklung (von Eleonora Barbieri Masini), Management- und Innovationsstrategien (erörtert wird u. a. Landpolitik, Wohnung, Wasserbedarf, Transport, Umweltschutz) und die Finanzierung der Infrastruktur (Grundsteuer, Autosteuer, andere lokale Abgaben, Beihilfen und Transferleistungen) sind weitere Fragestellungen.

Schwerwiegende Land- und Unterkunftsprobleme (... ), strategische Überlegungen zum Transportwesen, wachsende Verarmung und die gravierende Verschlechterung von Umweltbedingungen in Megastädten werden angesprochen. Es wird dem Mythos entgegengewirkt, daß Umweltschutz ein unbezahlbarer Luxus sei und daß die Armen, nicht aber das Fehlen von urbanen Dienstleistungen für die Umweltverschmutzung verantwortlich seien. Ein abschließendes Kapitel-erörtert Prioritäten des urbanen  Managements: 1) Verbesserung von Finanzstrukturen und deren Management; 2) Verbesserung von Unterkünften, Dienstleistungen und Infrastruktur; 3) Verbesserung der Datensammlung und Informationssysteme; 4) Aufwertung der Rolle des informellen Sektors im urbanen Bereich (etwa 50% der Arbeitskräfte der Dritten Welt); 5) Verstärkung der Kapazitäten von Institutionen und 6) Verbesserung des urbanen Umweltschutzes (nur 25-55% der in Megastädten entstehenden Abfälle werden gesammelt und sicher deponiert; etwa 40% der Bewohner haben keine sanitären Anlagen, 25% haben keinen Zugang zu Trinkwasser und in den meisten Großstädten verschlimmert sich die Luftqualität.

M. Marien (Übersetzung: WSp.)

Mega-city Growth and the Future. Ed. by Roland J. Fuchs u. a. Tokyo: United Nations University Press. In: Future Survey 16 (1994) Heft 11, S. 4