Krise als gesellschaftliche Erfahrungsform

Ausgabe: 1992 | 1

Mit dem Ansatz gegenseitiger Bedingtheit ökologischer und sozialer Konflikte arbeitet das Institut für sozial-ökologische Forschung seit Mitte der 80er Jahre. Der Autor, Gründungsmitglied und Mitarbeiter des Instituts, versucht in der vorliegenden Dissertation gegen die in den Sozialwissenschaften vorherrschende Tendenz zu argumentieren, die das Krisenkonzept verabschieden und es durch das Risikokonzept ersetzen möchte. Er ist der Ansicht, dass die gegenwärtige Umbruchsituation nur verstanden werden kann, wenn die Phänomene als mehrdeutig und in ihrer gegenseitigen Durchdingungen in den Blick genommen werden. In einem historischen Rückblick werden Krisendiagnosen (Studentenbewegung) und die Thematisierung der ökologischen Krise als Beispiel für geändertes Krisenbewusstsein genannt: Es zeigt sich der Wandel von revolutionärer Erneuerung bis zur Angst vor dem drohenden Untergang. Die Kritik an technologischen Großprojekten hatte neben deren Verhinderung auch zum Ziel, etwas an politischer Handlungsfähigkeit zurückzugewinnen. Auf diese Befunde aufbauend, entwirft Jahn Umrisse einer kritischen Theorie der gesellschaftlichen Naturverhältnisse. Sein Ansatz zielt darauf ab, "sich dem von den globalen Gefährdungen ausgehenden Zwang zur Anpassung an die durch diese Gefährdungen veränderten Lebensbedingungen nicht kritik- und alternativlos auszuliefern". Voraussetzung dafür sind neue Muster der Problemwahrnehmung im Hinblick auf den gesellschaftlichen Krisendiskurs und die empirische Beschreibung der Durchdringungsphänomene von ‚Natur' und ‚Gesellschaft'. Alfred Auer

Jahn, Thomas: Krise als gesellschaftliche Erfahrungsform. Umrisse eines sozial-ökologischen Gesellschaftskonzepts. Frankfurt/M..: Verlag für Interkulturelle Kommunikation, 1991. 134 S. (Forschungstexte des Instituts für sozial-ökologische Forschung; 2) DM 26,-/ sFr 20,- / öS 202,80