Konzepte für den Strukturwandel im Ruhrgebiet

Ausgabe: 1996 | 4

Die Vorschläge in dieser Publikation wenden sich gegen jenen "Zeitgeist", der die Probleme des ökonomischen, sozialen und gesellschaftlichen Wandels über Sparmaßnahmen im Sozialsystem und die Bereitstellung von (Teilzeit)Jobs einzig dem "freien Markt" überläßt Im Rahmen eines Gemeinschaftsprojekts des Instituts "Arbeit und Technik" in Gelsenkirchen und des "Instituts für Klima, Umwelt, Energie" in Wuppertal wurde versucht, an entscheidenden Kreuzungen Wegweiser in Richtung zukunftssichernde Strukturpolitik im Ruhrgebiet bzw. in Nordrhein-Westfalen aufzustellen. Nach Einschätzung der Autoren wird (nicht nur) dort auch künftig der Strukturwandel mit wirtschaftlichen und sozialen Problemen durch weitere Arbeitsplatzverluste und knappen Haushaltsspielräumen einhergehen. Deshalb muß, so der Vorschlag, auf der Grundlage einer stabilen sozialen Basis ein kontinuierlicher Anpassungsprozeß eingeleitet werden, "der ausgehend von den bestehenden Kompetenzen neue Produkte und Leistungen anbietet und neue Märkte erschließt". Die große Chance der Region liegt nach Ansicht der Autorinnen (u. a. Friedrich Schmidt-Bleek, Franz Lehner, Heiderose Kilper) im Reservoir an bereits vorliegenden Ideen und Projekten. In der Dokumentation finden sich Konzepte zur Modernisierung und Ökologisierung des Verkehrs, zur Etablierung einer Telekommunikationsindustrie sowie zur weiteren Entspannung der Beschäftigungsproblematik („Seit 1957 sind im Ruhrgebiet mehr als 400000 Arbeitsplätze allein im Bergbau verlorengegangen.") und zu Energiedienstleistungen. Gerade im letztgenannten Sektor ergeben sich interessante Möglichkeiten für eine neue Energiepolitik bei aktivem Klimaschutz. Vorgestellt wird etwa ein "Kohlemaximierungs"-Szenario, "daß die technisehen Energieeinsparpotentiale auf der Nachfrageseite und die Kraft-Wärme-Kopplung noch stärker als im Szenario der Enquete-Kommission" (Schutz der Erdatmosphäre, 1995) vorsieht Die Ruhrkohle AG plant sogar in Potsdam eine" Solarstadt der Zukunft". Es geht, und dies macht der vorliegende Band einmal mehr deutlich, verstärkt um die Umsetzung der Ideen in die alltägliche Praxis. Vorhandene Stärken sind auszubauen, Schwächen zu kompensieren.  AA 

Wegweiser in die Zukunft. Perspektiven und Konzepte für den Strukturwandel im Ruhrgebiet. Kilper, Heiderose ... (Mitarb.). Essen: Klartext, 1996. 183 S., DM/sFr 24,80/ÖS 193,50