Interfusion statt Marketing

Ausgabe: 1990 | 4

Alles sei (in) Bewegung - diese dem Heraklit zugeschriebene Überzeugung gewinnt zunehmend an Bedeutung. Der sich abzeichnenden Ablöse des mechanistischen Weltbilds der Naturwissenschaft folgt die Ökonomie auf dem Fuße, um - nicht zuletzt unter dem Eindruck fernöstlicher Konkurrenz - zu neuen Ufern zu gelangen. In Fortsetzung des kürzlich erschienenen "Management by Love" legt Gerken dar, dass strategisches Denken schon heute zum alten Eisen wirtschaftlicher Planung zählt: Wo der Bedarf unbestimmt, ja unbestimmbar ist, fließende Beziehungen an die Stelle fester Strukturen treten, gilt es, von alten Vorstellungen Abstand zu nehmen. An die Stelle von Marketing treten "Szene-Monitoring" , "Lifestyle-Kooperationen" und "Netzwerk-Clubs". Es kommt zu neuen Allianzen zwischen Produzenten und Kunden, nichts als die Wahrheit wird zum Kriterium erfolgreicher Werbung und "informationelle Qualitäten" begründen eine solidarische Partnerschaft auf dem Königsweg in eine gemeinsame Zukunft. Tönt in Anbetracht alltäglicher Skandale und kurzsichtiger Profitneurotik auch manches unerhört und allzu illusionistisch, so überzeugt Gerken hier doch substantiell. Irritierend hingegen ist das vielfach gezwungen wirkende Bemühen um sprachliche Originalität. Vor allem aber bleibt der Verdacht aufrecht, dass selbst der vielbefragte Wegbereiter neuen Wirtschaftens alten Paradigmen verhaftet bleibt, so lange er nicht den Zweck der Wertschöpfung bzw. deren Verteilung zur Debatte stellt. Alternative Wirtschaft Management.

Gerken, Gerd: Abschied vom Marketing. Interfusion statt Marketing. Düsseldorf (u.a.): Econ-Verl., 1990. 424 S., DM 58,- / sFr 49,20 / öS 452,40