Jan Grossarth

Future Food

Ausgabe: 2020 | 2
Future Food

Das vom Journalisten Jan Grossarth herausgegebene Buch Future Food. Die Zukunft der Welternährung ist eine Aufsatzsammlung von Wissenschaftlerinnen und Journalisten, die im Kontext eines Reportage-Projekts der FAZ über die Gegenwart und Zukunft der Welternährung recherchiert haben. Herausgekommen ist ein buntes Panorama über Welternährung mit Fokus auf das Leben von Landwirten (sowohl in Deutschland als auch in anderen Orten der Welt); auf Herausforderungen, welche die industrielle Landwirtschaft in Zeiten massiven Bevölkerungswachstums und gleichzeitig ausgelaugter Böden, des Klimawandels und anderen ökologischen Problemen bewältigen muss; sowie auf innovative Projekte zur Lebensmittelgewinnung, wie Permakulturen und Kreislaufwirtschaft. Von Algenzucht in China über  problematische Aquakulturen in Norwegen bis zum einfachen Leben der Bäuerinnen in Sambia und Ghana spannen sich vielfältigen Betrachtungen zum Thema Lebensmittelproduktion.

Kleinbäuerliche Landwirtschaft

Das Buch legt dabei einen besonderen Fokus auf kleinbäuerliche Landwirtschaft: Global sind 70 Prozent der Bauern Kleinbauern, die oftmals völlig ohne Technik ihren Beitrag zur Welternährung beitragen, und die gleichzeitig eine besonders verletzliche Gruppe darstellen. Mit Blick auf das zu erwartende Bevölkerungswachstum, vor allem in Afrika, muss die Produktion von Nahrungsmittel völlig neu gedacht werden, im Idealfall ohne die Fehler der industrialisierten Landwirtschaft zu wiederholen, und unter Einbindung der Kleinbauern. Denn die industrialisierte Landwirtschaft stößt heute weltweit an ihre Grenzen: „Wir düngen heute mit zehnmal mehr Stickstoff als am Anfang der Grünen Revolution […], aber die Erträge sind nur um das Dreifache gestiegen.“ (S. 26) Zu wenig, wenn man auf das Bevölkerungswachstum blickt. Zwei Wege tun sich auf, um die Zukunft der Welternährung zu sichern: Der eine setzt auf Fortschritt, auf weitere Verbesserungen in der industrialisierten Landwirtschaft, welche Fehler von früher zu vermeiden sucht. Der andere argumentiert mit Blick auf Klimawandel, Wasserknappheit und zunehmende globale Ungleichheiten, dass eine grundsätzlich andere Richtung eingeschlagen werden müsse (31f.).

Lösungsansätze müssen global und regional gesucht werden

Die Autorinnen des Buches legen sich nicht fest, welcher Weg der richtige ist und lassen stattdessen beide Seiten zu Wort kommen: Etwa, wenn einerseits darauf verwiesen wird, dass das vielfach kritisierte Landgrabbing auch Vorteile vor Ort haben könne, wie das Entstehen von Arbeitsplätzen und höhere Ernteerträge durch industrielle Landwirtschaft. Oder wenn ein kritischer Blick auf die Verwundbarkeit der globalisierten Landwirtschaft mit ihren Monokulturen geworfen wird. Lösungsansätze müssen sowohl global als auch regional gesucht werden und Strukturen vor Ort können nicht einfach von außen geändert werden. Dazu gehört, dass die Länder des globalen Südens selbst darüber entscheiden, welche Maßnahmen für ihre Landwirtschaft sinnvoll sind. Angesichts der Verknappung von Ressourcen, gepaart mit einer dramatischen Zunahme der Bevölkerung, wird es Kreisläufe in der Nahrungsmittelproduktion brauchen – das bedeutet nicht biologischen Anbau immer und überall, aber einen sorgsamen Umgang mit den Grundlagen unserer Ernährung.