Nach dem Ausstieg

Ausgabe: 2001 | 2

Die derzeit bekannten weltweiten Reserven an Energierohstoffen entsprechen etwa dem Hundertfachen des derzeitigen Jahresweltenergiebedarfs. Am frühesten, nämlich um die Mitte dieses Jahrhunderts, werden die Ölquellen versiegen. Die Suche nach Alternativen ist somit nicht nur aus ökologischen Gründen notwendig   was die Verbrennung der gesamten fossilen Rohstoffreserven für das Klima bedeutet, läßt sich schwer voraussagen  , sondern auch ein Gebot des wirtschaftlichen Überlebens. Allein das nach bisherigem Stand der Technik nutzbare Potenzial an erneuerbaren Energien beträgt nach Berechnungen der Autoren des vorliegenden Bandes das rund Sechsfache des gegenwärtigen globalen Energieverbrauchs. (Für Mobilität, insbesondere den motorisierten Indivudualverkehr – sie ist nicht Thema der Studie   sind alternative Antriebe wie Raumstrukturen notwendig, wenn die Benzinzapfsäulen leergesaugt sein werden. Strom erzeugt aus Fotovoltaik allein wird hier nicht reichen.)

Die Experten   Manfred Fischedick ist Leiter der Abteilung Energie des Wuppertalinstituts, Ole Langniß und Joachim Nitsch sind Mitarbeiter des Instituts für Technische Thermodynamik des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt in Stuttgart    legen hier ein ambitioniertes Umstiegszenario für die globale Energieversorgung der Zukunft vor. So wird von einer Verdoppelung des weltweiten Strombedarfs bis 2050 ausgegangen, der jedoch zu 60 Prozent aus erneuerbaren Energien kommen soll (s. Grafik S. 80). Für Deutschland   und das Modell ließe sich auf alle hochindustrialisierten Länder übertragen    wird eine Halbierung des gesamten Energieverbrauchs (d.h. Treibstoffe inbegriffen) bis 2050 veranschlagt, zwei Drittel sollen aus erneuerbaren Energien stammen, Atomstrom wird nicht mehr „nötig“ sein (s. Grafik S. 122).

Die Autoren beschreiben auch detailliert, wie der Umstieg durch eine neue Energiepolitik (Fördermodelle, Einspeiseregelungen für grünen Strom usw.) vorangetrieben werden kann. Sie setzen aber auch auf die Energiewirtschaft selbst, die im eigenen Interesse an Alternativen interessiert sein wird müssen, und gehen sogar noch einen Schritt weiter, wenn sie eine aktive Rolle der Öl- und Stromkonzerne als Bedingung für eine erfolgreiche Umwelt- und Klimapolitik sehen.

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Der Band zeichnet sich aus durch eine auch für Laien verständliche Darstellung (viel dazu tragen die anschaulichen Grafiken bei) und informiert natürlich auch über den aktuellen technischen Stand und die Zukunftspotenziale der einzelnen erneuerbaren Energieträger. Dieses ist mit Schwerpunkt Österreich auch Ziel der Publikation: Erneuerbare Energien in Österreich. Hrsg. v. Jürgen Neubarth .... Wien (u. a.): Springer, 2000. 499 S.; DM 98,- / sFr 86,50 / öS 686,- H. H.

Fischedick, Manfred; Langniß, Ole; Nitsch, Joachim: Nach dem Ausstieg. Zukunftskurs Erneuerbare Energien. Stuttgart: Hirzel, 2000. 206 S., DM / sFr 32,- / öS 234,-