Finanzmärkte nach dem Flächenbrand

Ausgabe: 2010 | 1

Auch im vorliegenden Beitrag werden neben einer umfassenden Bestandsaufnahme der Ursachen und Auswirkungen der Finanzkrise Aspekte des Krisenmanagements und der Neuordnung der Finanzmärkte besprochen. Klaus F. Zimmermann, Präsident des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW Berlin), und Dorothea Schäfer, sie lehrt an der FU Berlin Betriebswirtschaftslehre, Bank- und Finanzwirtschaft, kritisieren den „halbherzigen, unsystematischen und ineffektiven“ Umgang mit toxischen Papieren in Deutschland (vgl. Pressemitteilung vom 20.11.2009). Ihrer Ansicht nach gibt es „viele erfolgreiche Wege, wie man zu einem klaren Schnitt bei der Bereinigung von Bankbilanzen kommt“ – und es sei „fatal, dass sich die Bundesregierung an keinem dieser Beispiele orientiert [habe]“. Zimmermann unterstützt zugleich die jüngsten Vorschläge des Sachverständigenrates für eine internationale Krisenregulierung und für die Errichtung eines Europäischen Einlagensicherungsfonds. Damit folgt er auch einem Aufruf des DIW Berlin aus dem Jahr 2008, in dem bereits die Errichtung finanzregulierender Institutionen auf europäischer Ebene gefordert wurde.

 

 

 

Vom Ende der Selbstregulierung

 

Insgesamt hat sich, diesbezüglich sind sich die meisten Ökonominnen und Ökonomen einig, die Kultur der Selbstregulierung der Finanzmärkte überlebt. Deshalb müsse „im Interesse einer nachhaltigen Wiedergewinnung der Systemstabilität“ die Finanzmarktarchitektur komplett umgestaltet werden. Als erster Schritt müssten, so Zimmermann/Schäfer, die Akteure dazu gezwungen werden, „die Integrität in den Mittelpunkt ihres Handelns zu stellen“ (S. 221). Gleichzeitig werden immer mehr Zweifel darüber laut, ob die Politik überhaupt in der Lage sei, die Krise in den Griff zu bekommen, nicht zuletzt deshalb,weil sie wesentlich mit unterschiedlichsten Eigeninteressen Mitspieler auf den Finanzmärkten sei.

 

Inzwischen haben sich die wichtigsten Aktienindizes – zwar auf niedrigem Niveau – wieder erholt und auch das tiefe Tal der Rezession scheint überwunden. Ist es also wieder Zeit zum Normalzustand zurückzukehren?

 

Danach sieht es keineswegs aus: Der amerikanische Einlagensicherungsfonds FDIC musste jüngst (2009) die 126ste Bank schließen. Die Zahl der unter Beobachtung stehenden US-Krisenbanken ist von 416 Ende Juni auf 552 im November gestiegen, so Dorothea Schäfer. Es geht also nach wie vor darum, nachhaltige Wege aus der Krise zu finden. Vielleicht wird die Lösung aus vielen einzelnen Teillösungen bestehen. Wichtig wäre jedenfalls, so der Tenor des DIW Berlin, ein harmonisierter, zumindest europaweiter Ansatz für die Einlagensicherung.

 

Das künftige Hauptprinzip der Reform, so die Autoren, muss lauten: „Nachhaltige Wirtschaftspolitik für das 21. Jahrhundert setzt transparente, verlässliche, wettbewerbsfähige Finanzmärkte voraus. Hierfür neue Rahmenbedingungen zu schaffen, ist Sache der Politik, mehr noch: Der internationalen Staatengemeinschaft.“ (S. 221)

 

Einmal mehr gut gemeinte Ratschläge. Wohin man aber blickt, gibt es weitere Probleme der Finanzkrise (Wetten auf den EURO, Ölpreisspekulationen etc.) Die Zeit drängt und ohne unken zu wollen, steht uns die nächste Krise bevor.

 

A. A.

 

Zimmermann, Klaus F.; Schäfer, Dorothea: Finanzmärkte nach dem Flächenbrand. Warum es dazu kam und was wir daraus lernen müssen.  Wiesbaden: Gabler, 2010. 260 S., € 29,90 [D],30,80  [A],

 

sFr 50,80; ISBN 978-38349-2032-4