Ein Blatt, ein Wort, ein Bild

Ausgabe: 2007 | 4

„Man soll keine alten Kleider wegwerffen / bis man neue hat / also soll man den Vorrath an ausgewachsenen Holtz nicht eher abtreiben / bis man siehet / dass dagegen genugsamer Wiederwuchs vorhanden.“ Derart begründete Hans Carl von Carlowitz anno 1713 in der Schrift „Sylvicultura oeconomica – oder Anweisung zur wilden Baumzucht“ das Prinzip der „Nachhaltigkeit“.

 

Eine von Udo E. Simonis edierte Broschüre versammelt auf jeweils drei Seiten ein zentrales Zitat, eine von ausgewiesenen Experten verfasste Würdigung, ein großformatiges Portrait sowie bibliografische Nachweise zentraler Schriften von und über insgesamt 15 VordenkerInnen der Ökologiebewegung. Was auf den ersten Anblick unscheinbar, in der Fülle Grauen Materials kaum der Beachtung wert erscheint, entpuppt sich bei genauerem Hinsehen als Juwel: Diese Sammlung ist eine Einladung zum Innehalten, zur Besinnung, zur (Neu-)Orientierung. Dafür bürgt die Reihe der Portraitierten, die von Günther Anders, eingangs zitiertem H. C. v. Carlowitz und R. Carson über E. Chargaff, E. Haeckel und I. Illich über L. Kohr und Albert Schweizer bis hin zu H. Thoreau reicht. Nicht weniger illuster nehmen sich die Autoren aus, die der Herausforderung, Wesentliches auf knappstem Raum in anregender Form zu vermitteln aufs Trefflichste nachkommen. Unter ihnen: Ulrich Grober, E. U. v. Weizsäcker, Wolf Scheller (über Hans Jonas), Dolores Bauer, Günther Altner, der Herausgeber, Wolfgang Sachs und Peter C. Mayer-Tasch, der zu Ende der Portraits über H. Thoreau und dessen 1854 erschienenes Hauptwerk „Walden oder Hüttenleben im Walde“ u. a. meint: „Wer neue Kraft schöpfen will für Stand und Wider-Stand, weniger gegen den Staat (um auch an die Schrift „Über die Pflicht zum Ungehorsam“ zu erinnern) als vielmehr gegen die krebsigen Auswirkungen des sich mehr und mehr globalisierenden Lebensstils der westlichen Welt – wem dies ein Anliegen ist, der möge sich die Zeit zur Teilhabe am Fühlen und Denken eines Mannes nehmen, dessen unzeitgemäße Größe darin bestand, `dem beat of another drummer’ zu lauschen und zu folgen.“ (S. 45) Stellvertretend steht diese Aufforderung für alle hier Gewürdigten. (Robert Jungk hätte unter ihnen einen Platz verdient, aber das sei nur am Rande vermerkt.) W. Sp.

 

Ein Blatt, ein Wort, ein Bild. Vor-Denker der Ökologiebewegung. Hrsg. v. Udo E. Simonis (WZB). Berlin, 2007. 48 S., € 0,55 zzgl. Porto. Bestellung:

 

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