Leopold Kohrs Maxime "Small is beautiful" meint vor allem jenes geographische Phänomen ,Dorf', das seit knapp zweihundert Jahren zunehmend ideologisch und/oder wirtschaftlich in Bedrängnis und in manches schiefe Licht geraten ist. Die Notwendigkeit der Reaktivierung solcher kleinen Strukturen aus kulturellen, wirtschaftlichen und ökologischen Gründen findet zwar gewisse Akzeptanz, aber wie soll diese Erneuerung realisiert werden? Es bedarf einer Synthese von Erhalten und Fortschreiten oder, wie es beispielsweise D. Schoeller es ausdrückt: "Woher kommen wir? ... Wer sind wir? ... Wo wollen wir hin?" Die konkreten Resultate dieser Auseinandersetzung können sich nicht auf die optische ,Aufmotzung' der Dörfer mit Farbe, Blumenschmuck u.ä. beschränken, sondern müssen in einem weiteren Schritt zu tiefgreifenderen baulichen Renovierungen führen, um letztlich zur Inspiration für eine zeitgemäße Identitätsfindung zu werden. Diese impliziert die Suche nach einer neuen oder erneuerten kulturellen und wirtschaftlichen Aufgabe wie etwa die Veranstaltung von Konzerten, Seminaren usw. oder die Förderung des "sanften Tourismus". Ökologische Ansätze könnten in alternativer Energienutzung mit am Standort vorhandenen Ressourcen gefunden werden. Allesamt Maßnahmen, die es nicht nur für die verbliebenen Dorfbewohner attraktiv machen zu bleiben, sondern die auch abgewanderte junge Familie einladen, ins Dorf zurückzukehren. Natürlich, so stellt auch Schoeller fest, gibt es kein Patentrezept. Jeder Bürgermeister muß mit seinen Mitbewohnern die speziellen Gegebenheit der Region berücksichtigen. Die Erfahrung jedoch zeigt, daß es erfreulich viele Mitbürger mit praktikablen Visionen gibt. Und ist einmal der Anfang gemacht, lassen sich kreative und auch finanzielle Kräfte in fast ungeahntem Maße freisetzen. S. Sch.
Das gefährdete Dorf. Hrsg. von Herbert Dachs. Grundsätzliches zur Dorferneuerung - Erfahrungen am Beispiel Salzburg. Salzburg: Residenz-Verl., 1992. 212 S., DM 70,-1 sFr 50,80 1 öS 495