Diskontinuität des sozialen Wandels

Ausgabe: 1990 | 3

Ausgehend von der Tatsache, dass die Gewissheit einer berechenbaren Zukunft spätestens mit Ende der 70er Jahre abhanden gekommen ist beschäftigten sich die deutschsprachigen Gesellschaften für Soziologie mit der Frage, nach welchen Mustern sich gesellschaftlicher Wandel vollzieht. Nicht der nationale Rahmen, sondern die Entwicklungslinien der "WeItgesellschaft' standen dabei im Mittelpunkt des Interesses. Der erste Teil des überwiegend akademisch abstrakt gehaltenen Bandes ist theoretischen Fragestellungen vorbehalten. So weist V. Bornschier eingangs die Ausbildung einer evolutionären Konflikttheorie infolge des Zweiten Weltkriegs nach und stützt seine These mit Praktiken des Welthandels. K. Imhoff setzt sich dagegen mit der Entzauberung des Mythos in der westlichen Welt auseinander, die eine instabile Weltdeutung zur Folge hat. Der Differenz von Vertrags-, Evolutions- und Kommunikationsmodellen im Prozess der gesellschaftlichen Entwicklung gelten weitere Überlegungen. Vor allem dem Wandel sozialer Bewegungen ist der zweite Abschnitt gewidmet. In einem ausgedehnten Vergleich der Entwicklungen in Deutschland, Großbritannien und den USA zeigt K.-W. Brand, wie soziale Bewegungen durch ökonomische Wellen bestimmt werden: Wirtschaftliche Prosperität beflügelt optimistische Modernisierungs- und Kulturkonzepte, wirtschaftliche Krisen führen dagegen zu Phasen der Selbsthilfe- und Umweltschutzbewegung. Mit Blick auf den Tatbestand weltweiter Verschuldung wird ein weiterer Aspekt der "Weltgesellschaft" thematisiert, ehe abschließend im vierten Teil Ergänzungen und Kommentare zur Vertiefung des Vorangehenden beitragen.

Diskontinuität des sozialen Wandels. Entwicklung als Abfolge von Gesellschaftsmodellen und kulturellen Deutungsmustern. Hrsg. v. V Bornschier ... Frankfurt. (U.B.): Campus-Verl., 1990. 328 S., DM 58,- / sFr 49,70 / ÖS 452,40