Vor allem zwei Bücher "Die Zukunft des Klimas" (ein Report der Max-Planck-Gesellschaft) und "Klimaschutz" (erschienen in der Reihe "politische ökologie" im oekom-Verlag), haben die Thematik umfassend in den Blick genommen und dabei unterschiedliche Aspekte der Klimaforschung, der Klimapolitik und des Klimaschutzes zusammengetragen. In Sachen Klimawandel zeigt sich besonders deutlich, wie schwierig Zukunftshandeln ist. Dabei fällt es allmählich immer schwerer, optimistisch zu bleiben. Warum laufen Konferenzen zur "Rettung der Welt" reihenweise ins Leere? Ist es Zynismus oder Dummheit, wenn wir noch zusehen, wie der CO2-Ausstoß weiter munter ansteigt, obwohl der Weltklimarat IPCC bereits 2007 verkündet hat, dass dieser auf die Hälfte desjenigen des Jahres 2000 reduziert werden müsse (vgl. Milinksi/Marotzke, S. 92). Die Autoren nennen es das Klimaspiel, bei dem jeder Spieler der Gewinner sein möchte, "der weniger einzahlt als die anderen und dann von seinen Wählern nicht abgestraft wird" (S. 94). Evolutions-Biologe Manfred Milinksi und der Direktor des Max-Planck-Instituts für Meteorologie in Hamburg, Jochem Marotzke, geben dabei interessante Hinweise auf das soziale Dilemma des Klimaschutzes. Im so genannten "Public-Goods-Spiel" bekommen vier Studenten jeder vom Versuchsleiter zehn Euro, um einige Runden zu spielen. In jeder Runde wird jeder gebeten, einen Euro anonym in den Gruppentopf einzuzahlen. Was im Topf ist, wird verdoppelt und an alle zu gleichen Teilen ausgezahlt. Wenn jeder beigetragen hat, erhält jeder zwei Euro, hat also einen Nettogewinn von einem Euro. Trägt ein Student nichts bei, sind nur drei Euro im Topf, verdoppelt also sechs, deshalb erhält jede nur 1,50. Der Nettogewinn jedes Einzahlers beträgt nur noch 50 Cent, der des Egoisten aber 1,50 Euro. Es lohnt sich also nicht, einzuzahlen. Machen das am Ende alle, verdient keiner einen Cent. (vgl. S. 94f.) Und wenn es hart auf hart kommt, achten die Menschen eher auf ihre eigenen kurzfristigen Interessen als auf die der nachfolgenden Generationen, so die Autoren.
Neben der Frage, warum Klimaverhandlungen scheitern und warum es dem Einzelnen so schwer fällt, entsprechend zu handeln, geben Wissenschaftler der Max-Planck-Gesellschaft sowie internationale Experten einen Überblick über die Möglichkeiten und Grenzen von Klimamodellen, über den globalen Kohlenstoff-Kreislauf und die Bedeutung der Vegetation für das Klima ebenso wie über Reaktionen der Vogelwelt auf den Klimawandel.
Mit Blick auf das Zustandekommen eines konkreten Klimavertrages in Paris ist die Grundstimmung der Experten eher pessimistisch. "Die Versuche, durch eine völkerrechtlich vertraglich vereinbarte Einschränkung des Gebrauchs fossiler Brennstoffe den Ausstoß von CO2 weltweit deutlich zu reduzieren, scheinen in absehbarer Zeit wenig erfolgversprechend." (S. 183) Hauke Schmidt und Rüdiger Wolfrum suchen daher nach Alternativen, um Klimaveränderungen Einhalt zu gebieten oder sie zumindest zu verlangsamen. Ihr Thema ist Climate Engineering, das zum Einen die Senkung der atmosphärischen CO2-Konzentration (CDR) und zum Anderen die Beeinflussung der Strahlungsbilanz und damit der Temperatur auf der Erde zum Ziel hat. Abgesehen von diesen, nennen wir sie technischen Spielereien, bietet der Band viel Wissenswertes über das grundsätzliche Funktionieren des Klimasystems, die Auswirkungen des Klimawandels und die Frage, warum die Eindämmung des menschengemachten Klimawandels wider besseren Wissens bislang so schwierig ist. Alfred Auer
Die Zukunft des Klimas: Neue Erkenntnisse, neue Herausforderungen. Ein Report der Max-Planck-Gesellschaft. Hrsg. v. Jochem Marotzke ... München: Beck, 2015. 230 S., € 16,95 [D], 17,50 [A]
ISBN 978-3-406-66967-5