Die Fernsehgesellschaft

Ausgabe: 1990 | 4

Hat schon das geschriebene Wort zur Verwischung regionaler Sprachcharakteristika und zur Umwandlung einer ehemals bunten Mundartlandschaft in eine Fläche bewirkt, in der die ineinanderfließenden Farben immer mehr von einem Einheitsgrau aufgezehrt werden, so ist das nichts gegen die Auswirkungen der allgegenwärtigen elektronischen Medien auf nahezu jeden Bereich unseres Lebens. Der Mensch, dazu konditioniert, sich im konkreten Umfeld zu orientieren und sich aus selbst gemachten Bildern der Wirklichkeit eine individuelle Realität zu schaffen, findet sich vor einem Bildschirm von etwa 40 mal 50 Zentimetern wieder. Aus dem überquellenden Angebot seriell gefertigter Ansichten legt er sich eine Sub-Realität zurecht, die er für die Wirklichkeit selbst hält. In der Folge vermischen sich öffentliche Bereiche und Privates, es kommt zur Trennung des sozialen Ortes vom psychischen. Auch deshalb werden Autoritäten in Frage gestellt und stellen sich selbst in Frage: Staatsoberhäupter bedrohen, beleidigen oder erpressen einander via Satellit über den Bildschirm. Dieses letztgenannte Thema stellt der Autor im 2. Band näher dar. Er vertritt die These, dass die elektronischen Medien den Wandel des Sozialgefüges auf dreifache Weise prägen: Aufheben der Polaritäten Männlichkeit und Weiblichkeit, Kindheit und Erwachsensein sowie Autorität und Gehorsam. Informationsgesellschaft Wertewandel 

Meyrowitz, Joshua: Überall und nirgends dabei. Die Fernsehgesellschaft. Weinheim (u.a.): Beltz-Ver/., 1990.397 S., DM 25,- / sFr 21,20/ 6S 195,ders.: Wie Medien unsere Welt verändern. Die Fernsehgesellschaft 11. Wein heim (u a.) Beltz-Verl., 1990. 301 S., DM 22,-/sFr 18,60/öS 171,60